08.11.2023

Grüner Kurs auf die letzte Meile

Lieferungen klimaneutral und verträglich gestalten

Die Paketdienstbranche in Deutschland boomt: Seit Jahren steigt die Zahl verschickter Pakete. Um die Auslieferung klimaneutral und für die Menschen verträglich zu gestalten, müssen alternative Transportmittel gefunden werden. Wie das gelingen kann, untersucht das EU-Projekt „DECARBOMILE“.

Stellen wir uns mal vor: Ein Elektroschiff schippert durch die Speicherstadt im Herzen von Hamburg. Fünfzehn Meter lang, vier Meter breit. Geräuschlos und elektrisch betrieben. An Bord des Schiffs befinden sich keine Touristen oder Touristinnen, die die Sehenswürdigkeiten der Hansestadt bestaunen, sondern bis zu 1.000 Pakete und Päckchen der Deutschen Post DHL. Ökologische und platzsparende Paketlieferung per Wasserstraße. Von diesem Szenario träumt Heike Flämig, Professorin am Institut für Verkehrsplanung und Logistik der TU Hamburg. Damit aus dem Traum Wirklichkeit wird, arbeitet sie gemeinsam mit ihren wissenschaftlichen Mitarbeitenden Katharina Beck und Christopher Rahlf im Projekt „DECARBOMILE – Five pillars to DECARBOnize the last MILE logistics" mit Projektpartnern aus ganz Europa an einer umweltfreundlichen Paketzustellung in Hamburg.

Neue Logistikonzepte gefordert

Ein Blick auf den CO2-Ausstoß im Transportwesen zeigt, dass emissionsfreie Lieferungen ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität sind. Laut Bericht des Weltklimarats war der Transportsektor im Jahr 2019 für 15 Prozent der ausgestoßenen globalen Emissionen verantwortlich. Auch die Logistikkonzepte der Paketdienstleister sehen größtenteils den Einsatz von Lieferwagen und Transportern vor. Um umweltfreundlicher zu werden, haben Anbieter wie DHL, der Paketdienst der Deutschen Post, ambitionierte Pläne. In Hamburg werden die zum Teil schon realisiert: Über 60 Prozent der DHL-Touren erfolgen hier bereits klimaneutral per Elektroauto, Fahrrad und sogar zu Fuß.  Bis zum Jahr 2025 wollen die Anbieter insgesamt 70 Prozent ihrer Sendungen emissionsfrei liefern. Wie kann das funktionieren?

Auf die letzte Meile kommt es an

„Eine wichtige Rolle bei unserer Untersuchung zur klimaneutralen und stadtverträglichen Paketzustellung spielt die letzte Meile“, sagt Heike Flämig. Sie ist Professorin für Transportketten und Logistik an der TU Hamburg und beschäftigt sich seit Mitte der 1990er Jahre mit Lösungsansätzen für einen emissionsfreien Lieferverkehr. Wie der Name andeutet, ist die letzte Meile die finale Wegstrecke vom letzten Knotenpunkt des Logistikdienstleisters zum Kunden. „Das kann man sich wie ein sehr verzweigtes Netzwerk vorstellen“, so Flämig. „Denn von jedem Paketzentrum führen zig verschiedene Wege in die einzelnen Servicegebiete, also zu den Wohn- und Unternehmensstandorten, in denen die Empfänger auf die Sendung warten.“ Im besten Fall. Denn bleibt die Tür zu, weil der Kunde oder die Kundin nicht zu Hause oder das Geschäft noch geschlossen ist, reist das Paket weiter bis zum nächsten Paketshop oder sogar zurück ins Depot. Das ist für die Lieferdienste aufwendig und belastet die Umwelt, solange mit fossilen Kraftstoffen angetriebene Lieferwagen für die Auslieferungen genutzt werden. Wie wäre es stattdessen mit postgelben DHL-Lastenrädern und Elektroschiffen?

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