Ein Gespräch über Wachstum, die inhaltliche Weiterentwicklung der Universität und Strategien gegen das Scheitern.
Wie würden Sie den Begriff Wachstum der TU Hamburg jetzt definieren?
Wir haben zunächst nach einem Thema gesucht, für das wir die TU weiterentwickeln wollen. Eine Fokussierung und Profilbildung ist für eine kleinere Technische Universität dringend notwendig. Dieses haben wir mit der strategischen Inititative „Engineering-to-face-climate-change“ gefunden. Klimawandel ist eines der großen Themen. Unsere Kompetenz liegt darin, technische Lösungen zur Abmilderung des Klimawandels und dessen Folgen zu entwickeln. Man kann auch allgemeiner fragen, wohin müssen sich Universitäten, technische Universitäten, auch unter den Zeichen von KI weiterentwickeln? Wie wird zukünftig geforscht? Warum soll ich an einer Campus-Universität, in Hamburg an der TU studieren? Eine Antwort ist die Verbindung von Forschung und Lehre nach dem Humboldt’schen Bildungsideal, die ich weiter stärken möchte.
Und wie kann man sich das vorstellen?
Dafür haben wir die Idee der Campus Labs erfunden. Das ist gemeinsames Forschen und Studieren zum Anfassen, an der Forschungsinfrastruktur auf dem Campus. In den Labs kann man beispielsweise erleben und erlernen, wie in einem verfahrenstechnischen Prozess Biomassen weiterverarbeitet werden, wir sehen, wie Recycling gelingt, wie Fotovoltaik funktioniert oder wie eine Wärmepumpe aussieht. Das alles erforschen wir hier auf dem Campus und wollen es stärker in die Lehre einbringen. Und wir haben die Gelegenheit, es der Gesellschaft zu zeigen. Wenn man sieht, welchen Stellenwert Fake News erreichen können, ist unser Ansatz dagegenzuhalten, verlässlich Informationen in die Gesellschaft tragen. Diese drei Elemente vereinen wir im Campus Lab.
Studiengänge wurden überarbeitet, neue wurden geschaffen: Data Science, Green Technologies, Wirtschaftsingenieur für Logistik und Mobilität und Chemie- und Bioingenieurwesen. Ist die TU damit ausreichend gut für die Zukunft aufgestellt?
Wir müssen uns ständig weiterentwickeln, denn wir wollen die besten Köpfe gewinnen und ausbilden. Aber wir haben nur eine begrenzte Menge an Schüler*innen, die Ingenieurwissenschaften studieren wollen, und wir haben es mit begrenzter Mobilität zu tun. Daher das grundlegende ingenieurwissenschaftliche Angebot für die Region und Studienangebote, für die wir als TU stehen und Studierende deutschlandweit anzieht. Ich denke aber, wir sind auch international attraktiv für Studierende, die an Hamburg und Deutschland interessiert sind. Deutsche Ingenieurwissenschaft ist immer noch ein bekannter Begriff. Ich wünsche mir, dass wir mehr europäische Studierende gewinnen können. Deshalb haben wir den englischssprachigen General Engineering Science-Bachelor so ausgebaut, dass den Studierenden damit jedes international studierbare Programm an der TU offensteht. Im Master sind wir schon sehr international ausgerichtet, könnten aber unsere Studiengänge noch entsprechend der Forschungsfelder fokussieren.
Die Hälfte Ihrer Amtszeit ist vorbei. Zeit, Bilanz zu ziehen. An der TU wurde ein zweiter Sonderforschungsbereich in der Verfahrenstechnik eingerichtet, die TU wurde aufgefordert, einen Vollantrag für ein Exzellenzcluster einzureichen und ist Teil der Universität der Vereinten Nationen (UN University) geworden, um nur ein paar Eckpfeiler zu nennen. Worauf sind Sie am stolzesten?
Als ich anfing, hatten wir Corona, ein signifikantes strukturelles Defizit, und es wurde stark hinterfragt, wo es mit der TU überhaupt hingeht. Ich glaube, dass es uns gelungen ist, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu halten und zu stärken. Wir wollten es gemeinsam schaffen und das haben wir. Dass wir 25 Prozent mehr Bachelor-Anfänger erreichen konnten und den zweiten Sonderforschungsbereich gewonnen haben, sind sehr große Erfolge. So etwas geht nur zusammen. Wenn wir jetzt noch das Exzellenzcluster schaffen, würde mich das sehr stolz machen. Wir sehen unsere Erfolge aber in der gesamten Breite der Hochschule. Dafür müssen alle mitziehen, es geht nur zusammen.
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