Komplexe Netzwerke spielen eine wichtige Rolle in unserem täglichen Leben, auch wenn uns das vermutlich gar nicht so bewusst ist – wer hat heute noch nicht das World Wide Web genutzt?
Als komplexe Netzwerke werden Graphen mit einer großen Anzahl an Knoten und einer hochgradig nicht-trivialen Struktur bezeichnet. Ein Graph besteht aus einer Menge von Knoten und einer Menge von Kanten, die jeweils zwei Knoten verbinden. Beispiele für komplexe Netzwerke sind das Internet, das World Wide Web, soziale Netzwerke oder das menschliche Gehirn. Im Fall des Internets sind die Knoten Rechner und die Kanten entsprechen Leitungen, während in einem sozialen Netzwerk die Knoten die Nutzer sind und zwei Nutzer mit einer Kante verbunden sind, wenn sie befreundet sind. Die genannten Beispiele zeigen, dass komplexe Netzwerke Gegenstand vieler unterschiedlicher Disziplinen sind – von den Natur- und Ingenieurswissenschaften über die Lebenswissenschaften bis hin zu den Sozialwissenschaften.
Obwohl komplexe Netzwerke in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen auftauchen, gibt es gewisse universelle Eigenschaften, die häufig beobachtet werden. Eine davon ist, dass die Grad-Verteilung einem so genannten Power-Law entspricht. Der Grad eines Knoten ist die Anzahl seiner Nachbarn bzw. die Anzahl an Kanten, an denen er beteiligt ist. Die Grad-Verteilung des komplexen Netzwerks folgt einem Power-Law, wenn sich der Anteil der Knoten mit Grad k wie 1/ka für eine reelle Zahl a verhält. Im Zusammenhang mit dem World Wide Web bedeutet eine Power-Law-Grad-Verteilung, dass es Webseiten gibt, die mit sehr vielen anderen Webseiten verlinkt sind. Eine weitere typische Eigenschaft komplexer Netzwerke ist das so genannte "Small-World"-Phänomen, das besagt, dass zwei Knoten jeweils über eine relativ kurze Folge von Kanten miteinander verbunden sind. Ein Beispiel hierfür ist die Theorie, dass sich zwei beliebige Menschen jeweils über eine Folge von höchstens 6 anderen Personen kennen.