Von Mond und Mars für die Erde lernen
Dr. Braun, der als Programmleiter Biowissenschaften bei der Raumfahrtagentur Forschung und Exploration am DLR tätig ist, sprach in seinem Vortrag darüber, dass deutsche Forschung auf der Internationalen Raumstation sowie auf Satelliten und Parabelflügen Erkenntnisse zur Verbesserung des Lebens auf der Erde liefert – besonders für Gesundheit und Mobilität in einer alternden Gesellschaft.
Die Raumfahrtagentur im DLR koordiniert im Einklang mit der Raumfahrtstrategie der Bundesregierung das biowissenschaftliche Raumfahrtprogramm, das deutsche Forschungsprojekte unterstützt und den Zugang zu Fluggelegenheiten sowie die Entwicklung nötiger Instrumente ermöglicht. Die Forschung umfasst Grundlagen zum Leben auf der Erde, dessen Entstehung und Evolution im Universum, sowie die Effekte veränderter Schwerkraft auf Menschen. In seinem Vortrag gab Dr. Braun einen Überblick über aktuelle Forschungsaktivitäten und zukünftige Explorationsmissionen.
TU Hamburg will Marktlücken schließen
Daran ideal anschließend gab Juniorprof. Ulf Kulau, Leiter der Smart Sensors Gruppe, Einblick in die Forschungsarbeiten des Bereichs „Sensorsysteme unter Weltraumbedingungen“ an der TU Hamburg. Im Fokus stand dabei „Space Patch“, ein Sensorsystem für das Gesundheitsmonitoring von Astronaut*innen.
„Die Umgebungsbedingungen im Weltraum haben einen starken Einfluss auf die Physiologie der Astronaut*innen. Ein kontinuierliches Gesundheitsmonitoring ist dadurch unabdingbar“, sagt Kulau. Potential bietet dabei die Methode der Seismocardiography (SCG), welche auf einem Sensorsystem eingesetzt werden kann, um unter anderem umfangreiche Daten über den kardio-vaskulären Zustand während der Raumfahrtmissionen abzuleiten. Solche Sensoren müssen jedoch klein, leichtgewichtig, tragbar und vor allem zuverlässig sein. Ein großes Problem stellt dabei die kosmische Strahlung dar, die abseits des erdnahen Orbits einen großen Einfluss auf die Zuverlässigkeit elektronischer Systeme hat.
In dem Vortrag skizzierte Kulau zunächst die herausfordernden Umweltbedingungen im Weltraum und die sich daraus ergebenden Anforderungen an miniaturisierte Sensorsysteme und daran anschließend die Forschung der Smart Sensors Gruppe an der TU Hamburg. An dem Projekt „Space Patch“ werden konkret aktuelle Beiträge in Bezug auf SCG Wearables, also tragbare Sensoren, für Raumfahrtmissionen vorgestellt. „Wearables für den astronautischen Alltag auf Mond und Mars sind bisher wenig im Fokus der Forschung, da Strahlungseffekte etwa auf der ISS deutlich geringer sind“, sagt Kulau. „In zukünftigen Deep Space Missionen zu Mond und Mars kann jedoch nicht mehr ausschließlich auf kommerzielle Lösungen zurückgegriffen werden. Mit „SpacePatch“ wollen wir unseren Beitrag leisten, diese Lücke zu schließen.“
Über die „Future Lectures“-Reihe
In den öffentlichen „Future Lectures“ präsentieren Forschende der TU Hamburg ihre zukunftsgewandten Forschungsthemen und -ideen. Dabei soll zum einen erklärt werden, welche Herausforderungen auf Gesellschaft und Forschung zukommen, zum anderen aber auch, welche positiven Veränderungen die Forschung die TU Hamburg gesellschaftlich anstoßen könnte.
Mehr zu Prof. Kulaus Forschung finden Sie hier: https://www3.tuhh.de/e-exk3/Research/AuRelia/ und https://www3.tuhh.de/e-exk3/Research/SArES/
Mehr zu „SpacePatch“ gibt es hier zu Lesen: https://event.dlr.de/ila2024/spacepatch/
Die Aufzeichnungen aller bisherigen „Future Lectures“ finden Sie hier: https://www.tuhh.de/tuhh/forschung-und-transfer/future-lectures