Die Entscheidungsfindung bezüglich des nächsten Transportschrittes eines Containers bietet die Möglichkeit der Automatisierung. Heutzutage werden Entscheidungen bezüglich Transportfahrzeug, Route, Zeit und Preis manuell, d.h. durch Personen, getroffen. Sich schnell ändernde Marktbedingungen, globale Lieferketten und stetig steigende Transportvolumina wirken sich maßgeblich auf die logistischen Planungs- und Kontollprozesse aus. Die Dynamik und die deutliche Verzweigung von Transportketten führen zu einer steigenden Anzahl möglicher Transportstrecken und damit zu einer erhöhten Menge an Informationen. In diesem Zusammenhang wird die Versorgung der zentralen Entscheidungsinstanzen mit relevanten Informationen erschwert bzw. teilweise sogar blockiert und der menschliche Entscheidungsprozess langsamer und ungenauer, da nicht alle existierenden Optionen in Betracht gezogen werden können. Um diesem Problem zu begegnen, sind zentrale Systeme (d.h. zentrale Entscheidungen) nicht zukunftsweisend. Erforderlich ist vielmehr ein neues Kontrollparadigma für Logistikprozesse, welches sich auf dynamisches, dezentralisiertes und autonomes Entscheiden konzentriert, anstatt auf eine zentrale Kontrolle. Dieser Paradigmenwechsel verlagert zentrales Planen auf viele dezentralisierte logistische Objekte, wie beispielsweise auf Container oder Transportfahrzeuge.
Bestehende Automatisierungsansätze fokussieren sich oftmals auf (1) das Optimieren ganzer Transportrouten mit einer a priori Kenntnis aller existierenden Optionen und (2) das Bewältigen auftretende Notfälle, resultierend aus Verkehrsstaus, unterbrochenen Kühlketten im Kontext temperatur-sensitiver und stark verderblicher Lebensmittel, oder auf das Nutzen von Sensoren an Containern um Entscheidungsprozesse zu initiieren. So wurden beispielsweise Szenarien entwickelt, in dem Transportfahrzeuge und Container - ausgerüstet mit Sensoren - zentral bei einem Service-Broker, einem Leitsystem, einem Verkehrsinformationssystem, etc. verbunden sind. Ein solches Szenario legt den Fokus auf (1) stark verderbliche Lebensmittel in den Containern und (2) vordefinierte Routen im einem speziellen Transportgebiet.
Der in diesem Projekt verfolgte Ansatz , wählt allerdings eine generischere Perspektive mit einigen Erweiterungen, wie z.B. die Ausweitung auf jegliche Art maritimer Container, um die Forschung nicht auf Kühlcontainer zu beschränken. Andererseits konzentriert sich das vorliegende Projekt stärker auf den Containernumschlag, um Verhandlung und Entscheidungsfindung im Kontext weiterführender Containertransporte zu erforschen. In dem aktuellen Projekt werden daher weniger die sensorischen Inputs, als vielmehr die container- und sendungsspezifischen Daten betrachtet. In die Betrachtung werden alle Verkehrsträger für 20- und 40-Fuß-Container einbezogen (Schiff, Eisenbahn, LKW) und obwohl der Fokus des Projektes auf dem Container als Transportobjekt liegt, wird ebenso der Fall berücksichtigt, dass eine Sendung mehrere Container umfasst und umgekehrt.