Projektlaufzeit: 06.11.2019 bis 31.03.2022
Koordinator: Leuphana Universität Lüneburg
Förderorganisation: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Bearbeitung: Prof. Dr.-Ing. Carsten Gertz (Kontakt), Prof. Michael Dörner, Prof. Dr. Rainer Höger, Prof. Ralf Rummel-Suhrcke, Sarah Schlichtherle, Christiane Waßmann-Krohn, Luca Caterina Roschlaub
Das interdisziplinäre Kooperationsprojekt der Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg, der TU Hamburg und der Leuphana Universität Lüneburg untersucht im Rahmen einer Projektförderung durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz an zwei ausgewählten Standorten (Gemeinde Ottersberg und Amelinghausen) die Wirkungen aufgestellter Kunstobjekte im Straßenraum auf das Fahrverhalten in innerörtlichen Durchgangsstraßen. Die wissenschaftliche Idee dabei ist, die Ortsatmosphäre durch künstlerische Installationen so zu verändern, dass hohe Fahrgeschwindigkeiten bei der Ortsdurchfahrt als unangemessen erscheinen.
In einem ersten Schritt wurden dazu die Anwohner in Ottersberg und Amelinghausen zur Aufenthaltsqualität entlang des Projektgebiets durch die Leuphana Universität Lüneburg befragt. Außerdem wurden in den Untersuchungsgemeinden zunächst durch die TU Hamburg Verkehrsmessungen durchgeführt, um das innerörtliche Geschwindigkeitsniveau zu bestimmen. Diese Verkehrsmessungen bestehen dabei im Einzelnen aus Radarmessungen der Fahrzeuggeschwindigkeiten an vier Messpunkten je Ortschaft, durchgeführt mit einem (z.B. an Laternen, o.Ä.) montierten Seitenradar, Messungen an drei Messpunkten mit einer Teleskopkamera, um zusätzliche qualitative Erkenntnisse zu gewinnen und ca. 15 Verfolgungsfahrten je Fahrtrichtung mit einem GPS-Tracker, zur Ermittlung von Geschwindigkeitsprofilen in den jeweiligen Ortschaften.
Neben der Erhebung des Ist-Zustands (Fahrzeuggeschwindigkeiten vor Kunstinstallation) ist im Projekt, sowohl in Ottersberg als auch in Amelinghausen, eine zweite Erhebung der Fahrzeuggeschwindigkeiten im unmittelbaren Anschluss an die Kunstinstallationen vorgesehen um die unmittelbaren Auswirkungen abzubilden.
Von den Studentinnen und Studenten sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg wurden extra für das Projekt FairVerkehr unterschiedliche Kunstobjekte sowohl für Ottersberg entworfen. In Ottersberg wurden diese in einem weiteren Schritt bereits mit den Anwohnerinnen und Anwohnern der Durchgangsstraße in der Gemeinde Ottersberg diskutiert, ausgewählt und nach Abstimmung mit den entsprechenden Verkehrsbehörden von der Hochschule Ottersberg produziert und im Straßenraum in Ottersberg aufgestellt.
Im Rahmen der abschließenden Verkehrsmessungen durch die Mitarbeiter der TU Harburg und erneuten Befragungen der Anwohnerinnen und Anwohner wurden die Wirkungen der künstlerischen Installationen in Ottersberg bereits evaluiert. Durch Messungen der Blickbewegungen von Autofahrerinnen und Autofahrern während der Ortsdurchfahrt wurden ebenfalls von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Leuphana Universität Lüneburg die Wahrnehmung der aufgestellten Kunstobjekte untersucht.
Die ersten Ergebnisse der Verkehrsmessungen in Ottersberg zeigen bereits einen vielversprechenden Trend: In der Gemeinde Ottersberg hat sich nach Aufstellung der Kunstobjekte die Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen (über 50 km/h) an verschiedenen Messpunkten um bis zu 24 % verringert, ohne dass dabei die Blicke der Autofahrerinnen und Autofahrer und deren Aufmerksamkeit von den Kunstobjekten signifikant abgelenkt werden.
Für den zweiten Untersuchungsstandort des Projektes werden aktuell von der Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg die ebenfalls speziell auf die Gemeinde Amelinghausen zugeschnittenen Kunstobjekte entwickelt. Nach Vorstellung der Entwürfe in Amelinghausen und deren Auswahl im Dialog mit den Anwohnerinnen und Anwohnern, sowie der Abstimmung mit den Verkehrsbehörden, sollen diese Kunstobjekte dann ebenfalls produziert und in Amelinghausen installiert werden. Abschließend erfolgen dann wieder die Verkehrsmessungen (Radar/Verkehrskamera/GPS-Tracker) durch die TU Hamburg und die Blickbewegungsmessungen und Befragung der Anwohnerinnen und Anwohner seitens der Leuphana Universität Lüneburg. Bis zum Februar 2022 soll das Forschungsprojekt abgeschlossen sein.
Kunstobjekte: Bild 1 „Parasol“, Bild 2 „farbige Straße“, Bild 3„Airbag“.