Kaum ein Thema ist derzeit in der Wirtschaft so omnipräsent und zieht so viele Herausforderungen und Chancen für Unternehmen nach sich wie die digitale Transformation (Porter & Heppelmann 2014; Downes & Nunes 2013; Lucas & Goh 2009; Matt et al. 2015). Um diesen adäquat zu begegnen, entwickeln und führen Unternehmen z.B. sogenannte digitale Transformationsstrategien ein (Dremel et al. 2017; Stockhinger & Teubner 2018), starten Digitalisierungsprogramme und implementieren neue Managementrollen, wie die eines Chief Digital Officers (Lee et al. 2014; Singh & Hess 2017).
Innerhalb dieses Forschungsbereichs untersuchen wir die Digitalisierungsprozesse von Organisationen, insbesondere deren Strukturen, Rollen und Strategien sowie Chancen und Risiken, primär ermöglicht durch die neuen IoT-Technologien. Ziel dieses Forschungsbereiches ist es, sowohl bestehende Managementpraxis zu hinterfragen als auch neue Ansätze zu finden.
Big Data und Analytics (BDA) beschreibt die steigende Menge an Daten, die im Zuge der Digitalisierung entstehen, und die leistungsfähigen Analysemethoden, um diese auszuwerten und nutzbar zu machen. Frühe Veröffentlichungen adressieren die Wettbewerbseffekte von BDA (Davenport 2006: 3; McAfee und Brynjolfsson 2012: 62). Infolgedessen entsteht in der Forschung zu BDA ein Konsens darüber, dass die Verwendung von BDA die Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Ein Großteil dieser Debatte beruht jedoch auf vereinfachten und optimistischen Vorstellungen (Caesarius & Hohenthal 2018: 130). Bis heute fehlen vertiefende Studien zu den strategischen Konsequenzen von BDA, da ein Großteil der Studien die technologische Funktionalität von BDA (Günther et al. 2017: 200) zur Lösung operativer Probleme fokussiert (Grover et al. 2020: 272). Wichtige Fragen, die sich hieraus ergeben und derzeit noch unbeantwortet bleiben, sind z.B. die folgenden: Wie kann BDA etablierte Wettbewerbsvorteile unterstützen und/oder neue Wettbewerbsvorteile schaffen? Welche Risiken bestehen, wenn sich durch ähnliche BDA-Strategien und steigender Effizienz der Wettbewerb zunehmend in Richtung ‚Preis‘ verschiebt? Wie kann BDA zu disruptiven Geschäftsmodellinnovationen führen? Welche Risiken entstehen, wenn sich durch die Replizierung von technologischen best practices Geschäftsmodelle angleichen? Wie trägt der öffentliche Diskurs zu der positiven Darstellung und den überzogenen Erwartungen an BDA bei? Welche Wirkung kann ein solcher Diskurs auf Strategieentwicklungsprozesse haben?
Megatrends wie Digitalisierung und Big Data bringen nicht nur Chancen für Unternehmen mit sich, sondern kommen auch mit Herausforderungen. Eine solche Herausforderung sind Regulierungslücken in globalen und digitalen Sphären, mit denen Unternehmen umgehen müssen. Vor allem multinationale Unternehmen (MNU) haben wirtschaftliche Macht, die denen von Staaten gleicht, und können Einfluss auf Regulierungslücken nehmen (Scherer & Palazzo 2011). In Rahmen von Digitalisierung und Big Data werden Strategien der Technologieverantwortlichkeit daher immer wichtiger, da mithilfe dieser Unternehmen nicht nur Regulierungslücken ausnutzen und kreieren, sondern auch zum Vorteil ihrer Stakeholder adressieren und schließen können (Schrage & Gilbert 2019). Das Thema der Nachhaltigkeit im digitalen Raum ist noch in der frühen Entwicklung. Hier spielen z.B. Themen wie Datenschutz, ethischer Einsatz von künstlicher Intelligenz, soziale Arbeitsbedingungen in Plattformgeschäftsmodellen oder Fake News eine Rolle (Flyverbom et al. 2018; West 2019; Zuboff 2015). Ziel einer Abschlussarbeit zu diesem Thema ist eine Analyse unternehmerischer Strategien der Technologieverantwortlichkeit. Eine empirische Analyse könnte z.B. durch eine Dokumentenanalyse von Nachhaltigkeitsberichten und /oder qualitativen Interviews mit einem oder mehreren Unternehmen, oder durch die Analyse bestehender Initiativen der Technologieverantwortlichkeit wie die Corporate Digital Responsibility Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz erfolgen.