Klara Nemeckova
Thema: Trude Petri – Design zwischen Kunst und Technik
Fach: Kunstgeschichte
Betreuerin: Prof. Margarete Jarchow
Zusammenfassung:
Zeitlos elegant und sachlich reduziert sind die Arbeiten von Trude Petri, die als Gestalterin seit 1929 den modernen Stil der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (damals umbenannt in Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin, StPM) geprägt und mit ihren Entwürfen für die serielle Produktion eine neue Ära der Porzellangestaltung in Deutschland eingeleitet hat. Ähnlich wie Wilhelm Wagenfeld für das Jenaer Glaswerk Schott & Gen. und die WMF die Glas- und Metallproduktion, oder Marianne Brandt die Lampengestaltung bei Kandem erneuert haben, beeinflusste Trude Petri das deutsche Design der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachhaltig.
Für die Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin schuf Trude Petri an die 120 Formentwürfe und zahlreiche Dekore, deren Umfang bislang nicht genau bekannt ist. Als Inkunabeln der modernen Formgebung wurden ihre Arbeiten vielfach ausgezeichnet und bildeten auf wegweisenden Ausstellungen das Aushängeschild der StPM, die in künstlerischer und technischer Hinsicht deutschlandweit eine Vorbildfunktion zu erfüllen hatte. Das Service „Urbino“ von 1931 begünstigte neben Hermann Gretschs Service „1382“ und Wolfgang von Wersins Service „Lotos“ den Durchbruch der modernen Porzellangestaltung. Trude Petris Arbeiten galten auch nach dem Krieg als Exempel für die „gute Form“, so beispielsweise in den Werkbund-Wohnberatungsstellen.
Das geplante Dissertationsvorhaben umfasst eine grundlegende kritische Aufarbeitung des Lebens und des Schaffens Trude Petris, die durch einen theoretischen Diskurs über die Rolle des Designers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ergänzt werden soll. Das Werk Trude Petris soll in sechs chronologischen Schaffensphasen behandelt werden. Die Entscheidung, das Werk der Gestalterin einzelnen Lebensabschnitten zuzuordnen, bietet die Möglichkeit, aufgrund von persönlichen Kontexten, Netzwerken und historischen sowie unternehmensabhängigen Rahmenbedingungen Kontinuitäten und Brüche aufzuzeigen und die Arbeiten zu kontextualisieren. Dabei wird das Verhältnis von Subjekt und Werk in Beziehung gesetzt, wobei keine strenge Kausalität hergestellt werden soll. Zusammenhänge sollen dort transparent gemacht werden, wo sich diese auf das Werk auswirken. Weiteres wichtiges Ziel der Arbeit ist es, ein möglichst vollständiges Werkverzeichnis Trude Petris und einen Katalog ihrer Arbeiten zu erstellen.
Als Quellen dienen die Arbeiten Trude Petris im manufaktureigenen Archiv sowie in privaten und musealen Sammlungen, die manufaktureigenen Archivalien wie z.B. Modell-, Tax- und Formbücher, fotografische Dokumente, der weitgehend unveröffentlichte Schriftverkehr der Designerin mit ihrem Kollegen Siegmund Schütz und Erinnerungen von Zeitgenossen. Letztere bieten zahlreiche wertvolle Hinweise für weiterführende Forschungen in Deutschland und den USA.
Lebenslauf
seit Mai 2011 | Promotionsstipendiatin am Graduiertenkolleg „Kunst und Technik“ an der Technischen Universität Hamburg-Harburg in der Arbeitsgruppe Humanities |
2008-2011 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin |
2008/2009 | Lehrauftrag an der Humboldt Universität zu Berlin Seminar im Modul VI Bildwissenschaften/Methoden/Wissenschaftsgeschichte mit dem Thema „Einzug der Moderne in die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin“ |
2009 | Mitwirkung an der Ausstellung „Die Faszination erlesener Dekore – Die KPM im Übergang vom Historismus zum Jugendstil“ |
2009 | Konzeption der Ausstellung „Einfachheit im Vielfachen – Berliner Porzellan unter Einfluss von Bauhaus und Burg Giebichenstein, Mitherausgabe einer Begleitpublikation |
2007 | Magistra Artium, Magisterarbeit im Fach Kunstgeschichte bei Prof. Dr. Horst Bredekamp mit dem Thema: Die Entfaltung der Vielfalt am Bau – Die Kathedrale S. Maria Assunta in der Zeit der normannischen Herrschaft |
1998-2007 | Studium der Kunstgeschichte und der Neueren deutschen Literatur an der Freien Universität Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin |
1996 | Tschechische und Österreichische Matura am Österreichischen Gymnasium Prag |
1977 | geboren in Prag |
Publikationen
2010 | „Porzellan für die neue Wohnung“ Marguerite Friedlaender und Trude Petri – Eine Gegenüberstellung, In: Königstraum und Massenware. 300 Jahre europäisches Porzellan. Das Symposium, Hrsg. Wilhelm Siemen, Hohenberg an der Eger, S. 298-311 |
2010 | Eine Keksdose von Trude Petri, In: MuseumsJournal, Bd. 4, S. 4-5 |
2009 | Farbige Texturen und kostbare Reliefs – Wechselwirkungen zwischen Kunst und Naturwissenschaft, In: Die Faszination erlesener Dekore – Die KPM im Übergang vom Historismus zum Jugendstil, Hrsg. Franca Dietz, Hartmut Krohm, Klara Nemeckova, Berlin, S. 14-19 |
2009 | Faszination der technischen Form – Gerhard Marcks und seine Entwürfe für die serielle Produktion, In: Einfachheit im Vielfachen – Berliner Porzellan unter Einfluss von Bauhaus und Burg Giebichenstein, Hrsg. Franca Dietz, Hartmut Krohm, Klara Nemeckova, München, S. 20-25 |
2009 | Abstraktion und Farbe – Neue Dekore und Dekortechniken der 1930er Jahre, In: Einfachheit im Vielfachen – Berliner Porzellan unter Einfluss von Bauhaus und Burg Giebichenstein, Hrsg. Franca Dietz, Hartmut Krohm, Klara Nemeckova, München, S. 26-30 |
Vorträge
2009 | Vortrag „Marguerite Friedlaender und Trude Petri - Eine Gegenüberstellung“ am internationalen Symposium „300 Jahre europäisches Porzellan“ in Selb |
2006 | Internationale Summer School in Basel zum Thema „Architektur als Bild?“ (Vortag zu Francesco Borrominis Sant’Ivo alla Sapienza im Vergleich mit zeitgenössischer Architektur) |