Christian Elster

Thema: „Digital ist Besser“? – Musiksammeln in Zeiten digitaler Medien

Fach: Volkskunde/Kulturanthropologie

Betreuer: Prof. Thomas Hengartner

 

Zusammenfassung:

Die Digitalisierung nimmt elementaren Einfluss auf die Gestalt des Musiksammelns. Die materielle Kultur, die mit Musikhören und -sammeln in Verbindung steht ist in digitaler Form primär durch electronic devices wie MP3-Player, Smartphones, Computer sowie durch deren Software und die Erscheinung ihrer jeweiligen Benutzeroberflächen geprägt. Es werden keine greifbaren Artefakte wie CDs oder Schallplatten, sondern immaterielle (Meta-)Daten gesammelt. Die Sammlung wird teilweise ‚outgesourced’ und entzieht sich am metaphorischen Ort der Cloud dem physischen Aktionsraum des Einzelnen. Gleichzeitig zu dieser Entwicklung erleben Schallplatten und Kassetten ein Revival. Die Möglichkeiten auf Musik zuzugreifen und mit Musik umzugehen sind gegenwärtig folglich vielfältig.
Die Studie fragt aus subjektzentrierter Perspektive, wie sich Musiksammeln, verstanden als eine „Technologie des Selbst“ (Foucault), in (post)materiellen Umgebungen gestaltet. Mit vielseitigen theoretischen und methodischen Zugängen wird Sammeln aus den Perspektiven unterschiedlicher Subjekte, Artefakte, Orte und Diskurse fokussiert und mannigfaltig kontextualisiert. Es zeigt sich, dass Musiksammeln zum Selbstverständnis und zur Selbstwahrnehmung vieler Subjekte beiträgt. Durch die Herstellung individueller Ordnungen in komplexen (virtuellen) Umgebungen können Formen des Sammelns für Subjekte auch weit über das Feld der Musik hinaus sinnstiftend und weltschaffend sein. In der Forschungsliteratur etablierte Sammelkonzepte erweisen sich jedoch als für das Feld zu stark verengend und werden den Umständen digitaler Umgebungen nicht gerecht.
Ziel dieser Arbeit ist deshalb die Entwicklung eines erweiterten Sammelbegriffs, der postmodernen Formen des Sammelns ebenso gerecht wird wie den Aggregatzuständen digitaler Medieninhalte und dabei die agencys der ins Sammeln involvierten Artefakte mitreflektiert.


Forschungsschwerpunkte

  • Kulturwissenschaftliche Technikforschung
  • Materielle Kultur
  • Popular-Music-Studies
  • Cultural Studies


Lebenslauf

seit 2013Stipendiat im DFG-Graduiertenkolleg „Kunst und Technik“ Technische Universität Hamburg-Harburg, Universität Hamburg
seit 2012Mitglied im internationalen Promotionsprogramm „Transformationsprozesse in europäischen Gesellschaften“ der kulturwissenschaftlich-anthropologisch ausgerichteten Institute der Universitäten München, Basel, Graz, Edinburgh, Kopenhagen, Murcia, Tel Aviv
2011-2013Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Ludwig-Maximilians-Universität München
2011Magister Artium. Thema der Magisterarbeit: „‘Vinyl kills the MP3-Star?‘ Die (sub-)kulturelle Bedeutung der Schallplatte im digitalen Zeitalter“
2004-2011Studium der Volkskunde/Europäischen Ethnologie sowie der Neueren- und Neuesten Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Ludwig-Maximilians-Universität München
2004-2009Praktika in verschiedenen Unternehmen der Musikindustrie in Freiburg und Hamburg sowie mehrjährige Mitarbeit bei einem Plattenlabel und Mailorder


Publikationen

2013„Vinyl kills the MP3 Industry?“ Die (sub)kulturelle Bedeutungder Schallplatte im digitalen Zeitalter. (im Erscheinen)


Vorträge

2013„Zwischen Alltagsbegleitung und subkulturellem Expertentum: Die Geschmacksfrage in der neueren kulturwissenschaftlichen Popmusikforschung“ (zusammen mit Moritz Ege), Tagung der DGV-Kommission „Kulturen populärer Unterhaltung und Vergnügung“ Ludwig-Uhland-Institut Tübingen.
2012„Pop 2.0. An ethnographic view on the reception of popular music in the digital age“ Kolloquium des internationalen Promotionsprogramms "Transformationsprozesse in europäischen Gesellschaften" an der Ludwig-Maximilians-Universität München.