Anke Rees
Thema: Widerspenstige Gebäude
Kontakt:
Technische Universität Hamburg-Harburg -
Institut für Massivbau
Denickestraße 17 (L), 21073 Hamburg
E-Mail: anke.rees@tu-harburg.de
Fach: Volkskunde/Kulturanthropologie
Betreuer: Prof. Thomas Hengartner
Zusammenfassung:
Es gibt Gebäude, die sind anders als andere. Die Zeit hat sie in Kontexte versetzt, in die sie nicht (mehr) zu passen scheinen und aus denen heraus sich keine Nutzung aufdrängt. Solche Gebäude sind Symbol von Vergangenem, bieten Orientierung im öffentlichen Raum und sind manchmal zu Metaphern fehlgeleiteter Stadt(teil)planung geworden. Einige dieser modernen Ruinen lassen sich nicht einfach umnutzen, umbauen oder abreißen – sie sind widerspenstig.
Was macht die Widerspenstigkeit dieser Gebäude aus? Die interdisziplinär angelegte Forschungsarbeit widmet sich dieser Frage am Beispiel der so genannten Schiller-Oper in Hamburg, einem Stahlskelettbau aus dem Fin-de-Siècle. Sie ist das letzte erhaltene Zirkusgebäude aus jener Zeit in Deutschland, das in dieser Art errichtet wurde, und damit ein seltenes Zeugnis der Ingenieurbaukunst des 19. Jahrhunderts. Sie ist außerdem ein Denkmal für die Unterhaltungskultur der Hansestadt um die vorvorige Jahrhundertwende. Trotz immer wieder aufkommenden Abrissdiskussionen, einer langen Umnutzungs- und Leerstandsgeschichte steht das Gebäude heute im Prinzip da wie bei seinem Bau vor über 120 Jahren. Wie ist das möglich geworden, noch dazu in so prominenter Lage in der Innenstadt?
Im Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie und unter Hinzunahme von Atmosphärenkonzepten werden archivalische Quellen und Zeitzeugenberichte über die Schiller-Oper daraufhin analysiert, welche Konstellationen ihr Überleben gesichert haben. Zugrunde gelegt wird dabei die These, dass Materialitäten, Verbündete und Atmosphären im Zusammenspiel Architekturen stabilisieren können und so ihr Überdauern ermöglichen. Die Arbeit fragt danach, welche handlungsermöglichenden und -begrenzenden Impulse und Bedingungen von Akteuren ausgehen oder durch sie geschaffen werden. Und letztlich: Wie können Architekturen bzw. wie kann der dynamische Prozess 'Stadt’ begriffen und operationalisiert werden?
Forschungsschwerpunkte
- Kulturwissenschaftliche Technikforschung
- Stadtanthropologie
- Sachkulturforschung
Lebenslauf
seit 2011 | Stipendiatin des DFG-Graduiertenkollegs 'Kunst und Technik', Technische Universität Hamburg-Harburg |
seit 2011 | Doktorandin bei Prof. Dr. Thomas Hengartner, Institut für Populäre Kulturen, Universität Zürich Zweitbetreuer Prof. Dr. Franklin Kopitzsch, Historisches Seminar, Schwerpunkt Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Hamburg |
2009-2011 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang 'Kultur der Metropole', HafenCity Universität Hamburg |
2009 | Abschluss: Magistra Artium an der Universität Hamburg |
seit 2004 | Mitglied im Forschungskolleg 'Kulturwissenschaftliche Technikforschung', Institut für Populäre Kulturen, Universität Zürich |
1996-2008 | Studium der Volkskunde/Kulturanthropologie sowie der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Hamburg |
1989-2007 | freie Autorin für Presseagenturen und Magazine angestellte Redakteurin bei verschiedenen Tageszeitungen |
1987-1989 | Ausbildung zur Redakteurin beim 'Göttinger Tagesblatt' |
Publikationen
2013 | Widerspenstige Gebäude. Eine Atmosphären-Netzwerk-Theorie. In Johanna Rolshoven, Manfred Omahna (Hg.): Reziproke Räume. Texte zu Kulturanthropologie und Architektur. Cultural Anthropology meets Architecture, Bd. 1. Marburg, S. 65-81. |
2013 | (Un)heimliche Akteure. Kultur als Netzwerk. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2013. Hg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München, S. 45-57. |
2012 | Die Schiller-Oper 1889 bis 1933. Ein vergessenes Zeugnis der Hamburger Unterhaltungsarchitektur und der deutschen Zirkusarchitektur des 19. Jahrhunderts. In: Dirk Hempel, Ingrid Schröder (Hg.): Andocken. Hamburgs Kulturgeschichte 1848 bis 1933. Beiträge zur Hamburgischen Geschichte, Bd. 4. Hamburg, S. 371-380 |
2011 | Widerspenstige Gebäude. Eine Untersuchung von Materialität, Kontroversen und Atmosphären. In: Tobias Conradi, Heike Derwanz, Florian Muhle (Hg.): Strukturentstehung durch Verflechtung. Standpunkte der Akteur-Netzwerk-Theorie(n). Schriftenreihe des Graduiertenkollegs Automatismen, Bd. 4. München, S. 93-111 |
2010 | Die Schiller-Oper in Hamburg. Der letzte Zirkusbau des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Unter Mitarbeit von Gunhild Ohl-Hinz. Hg. vom St. Pauli-Archiv e.V. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte St. Paulis, Nr. 5. Hamburg |
2010 | Mensch - Maschine (gemeinsam mit Christine Oldörp und Johannes Müske), In: Thomas Hengartner (Hg.): Kulturwissenschaftliche Technikforschung. Eine Bestandaufnahme. Schriftenreihe Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Bd. 3. Zürich (noch nicht erschienen) |
2010 | Nicht menschliches Technik-Handeln. In: Thomas Hengartner (Hg.): Kulturwissenschaftliche Technikforschung. Eine Bestandaufnahme. Eine Bestandsaufnahme. Schriftenreihe Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Bd. 3. Zürich (noch nicht erschienen) |
2010 | Widerspenstige Gebäude. Das Beispiel der Schiller-Oper in Hamburg. In: Thomas Hengartner (Hg.): Kulturwissenschaftliche Technikforschung. Eine Bestandsaufnahme. Schriftenreihe Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Bd. 3. Zürich (noch nicht erschienen) |
2003 | Tutorium Wintersemester 2003/04 oder: Was machen die Erstsemester auf der Autobahnraststätte? In: VOKUS. Volkskundlich-kulturwissenschaftliche Schriften. Hamburg, Heft 2, 13/2003, S. 87-91 |
1999 | Alma lernt laufen. Sie können sehen, fühlen, denken - die Roboter aus dem verrücktesten Versuchslabor Europas. Eine Expedition in Reich von morgen. In: Online Today. 10/1999, S. 64-68 (publ. unter Meyer-Hartmann) |
1998 | Vernetzt, verliebt, verheiratet. Von realen und fiktiven digitalen Liebesbeziehungen. In: Museum für Kommunikation (Hg.): Die Liebesdiener. Mittler auf den Baustellen Amors. Bern, S. 103-113 (publ. unter Meyer-Hartmann) |
1992 | Eindrücke: Februar 1990 bis November 1991. In: Telekom (Hg.) Ost 89, 90, 91. Momentaufnahmen aus den neuen Bundesländern. Katalog zur Ausstellung der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Postmuseum Berlin. Bonn, S. 108-112. (publ. unter Meyer-Hartmann) |
Vorträge
2012 | (Un)heimliche Akteure? Kultur als Netzwerk. Ringvorlesung: Materielle Kultur - ein wiederentdecktes wissenschaftliches Feld? Forschungskolloquium, Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie, Ludwig-Maximillians-Universität München |
2011 | Die Schiller-Oper (1889-1933). Ein vergessenes Zeugnis der Hamburger Unterhaltungskultur und der deutschen Zirkusarchitektur. Ringvorlesung: Andocken - Hamburg und seine Kulturen 1848-1933, Teil V. Allgemeines Vorlesungswesen, Universität Hamburg |
2010 | Widerspenstige Gebäude. Ein Plädoyer zur Erweiterung der ANT um Materialitäts- und Atmosphärenkonzepte. Workshop des Graduiertenkollegs Automatismen. Institut für Soziologie, Universität Paderborn |
Ausstellungen, Tagungen, Beratung
2012 | Ausstellung "Die Schiller-Oper - Zur Geschichte eines widerspenstigen Gebäudes" mit begleitenden Führungen. Zum "Tag des offenen Denkmals 2012" am 09.09. Veranstaltung im Rahmen des Kulturstraßenfestes "Die Schiller-Oper feiert!", organisiert von Annalena Kirchler und unterstützt von der Denkmalbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg |
2012 | Wissenschaftliche Beratung für das Konzept und den Internetauftritts des Kulturstraßenfestes "Die Schiller-Oper feiert!" am "Tag des offenen Denkmals" (www.schilleroper.info, Stand 09.09.2012) |
2005 | Pressearbeit für den "1. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung" (gemeinsam mit Katrin Petersen). DFG-Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, 25.-27. November, Universität Hamburg |
1999 | Aufsätze für den Internetauftritt des "Museum für Kommunikation" in Bern/Schweiz zu den Bereichen der Dauerausstellung (www.mfk.ch, Stand 11/1999) |
Lehrveranstaltungen
WiSe 2010/2011 | Stadt kommunizieren - Einführung in die theoretischen und praktischen Grundlagen von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel eines aktuellen städtischen Phänomens. Seminar (mit Annette Hillebrand), Studiengang ‚Kultur der Metropole’, HafenCity Universität Hamburg |
SoSe 2010 | Wissenschaftlich Schreiben – eine Schreibwerkstatt. Workshop, Studiengang ‚Kultur der Metropole’, HafenCity Universität Hamburg |
SoSe 2009 | Städte denken – Städte planen – Städte bauen – Städte leben. Methodenvertiefungsseminar (mit Prof. Dr. Thomas Hengartner), Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, Universität Hamburg |
SoSe 2004 | Einführung in die Volkskunde am Beispiel Sicherheit. Tutorium inkl. Exkursion, Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, Universität Hamburg |
WiSe 2003/2004 | Einführung in die Volkskunde am Beispiel Mobilität. Tutorium inkl. Exkursion, Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, Universität Hamburg |