Christoph Herrmann

Thema: Aktiver & passiver Raum

Fächer: Bauingenieurwesen, Architektur und Kulturanthropologie

Betreuer: Prof. Viktor Sigrist

 

Zusammenfassung:

Unsere urbane Umwelt ist zunehmend systemisch überformt. Immer seltener können die Nutzer freie Entscheidungen über die Nutzung des Stadtraums treffen. Zwischen Gated Communities, PPP-Parks, Malls und GoogleMaps werden die Handlungsspielräume im urbanen Alltag still und leise enger. Dies führt zu Entfremdung vom Raum.

Es soll eine qualitative Raumkategorie gefunden werden, die die Handlungspotentiale von Räumen beschreibt. Der überbelastete Begriff des „öffentlichen Raums“ soll durch einen Begriff ersetzt werden, der die Prozesse und Qualitäten des Raumes hinsichtlich seiner möglichen Handlungs-Potenziale beschreibt. Eine Zuordnung zu unterschiedlichen Graden von Aktivität und Passivität erscheint sinnvoll: Das Potential von Handlungsräumen wird durch den Freiheitsgrad der Handlungssubjekte bestimmt. Dieser kann von einem Zustand sehr großer Aktivität, also einer maximalen persönlichen Entscheidungsgewalt/Freiheit der Person/Gesellschaft/Kultur bis hin zu großer Passivität der persönlichen Entscheidungsgewalt mit maximaler Kontrolle durch systemische Ordnungen reichen.

In einer Feldforschung werden die untersuchten Stadträume anhand der genannten Kriterien und Parameter als eher aktive Räume, also eher handlungsfreie Räume und eher passive Räume, also eher handlungsbeschränkte Räume, klassifiziert und hinsichtlich ihres kreativen Potenzials bewertet.

Eine Untersuchung vor Ort ist notwendig, um die Räume phänomenologisch aus der Nutzer-/Handlungsperspektive heraus zu erleben und so möglichst viele handlungsbestimmende Parameter in die Untersuchung mit einfließen lassen zu können (z. B. „weiche“ Faktoren wie z.B. Lärm, Geruch, bestimmte Atmosphären, Handlungsweisen anderer Nutzer, etc.).

In der Untersuchung werden gezeigt:

  • welche Räume Indizien welcher Handlungspotenziale aufweisen
  • wie Handlungsfreie (aktive) Räume exemplarisch genutzt werden
  • wie Handlungsbeschränkte (passive) Räume genutzt werden

Die Indizien der Handlungspotenziale werden in Form von Karten, Fotos, Mappings, Interviews, Geschichten etc. dokumentiert. So werden die Potenziale der Räume anschaulich. Durch eine einheitliche formale Sprache werden die Ergebnisse anschließend vergleichbar. Auf dieser Basis soll dann überprüft werden, welche Relationen zwischen Handlungspotenzialen und Nutzungen bestehen.

Sprechen Städte wirklich implizite Verbote des Handelns aus und verschließen uns somit einen Teil unserer Freiheit? Dann bleibt zu untersuchen, wie weit diese Einflussnahme gehen darf/kann, ohne dass es zu eine Beeinträchtigung unserer gesellschaftlichen Grundwerte kommt.