HoRisK
Hochwasserrisikomanagment für den Küstenraum
Von der Europäischen Union wurde am 23. Oktober 2008 die „Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken“ (Directive 2007/60/EC) verabschiedet. Ziel dieser Richtlinie ist es, die Gefahren, die Hochwasser auf die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das kulturelle Erbe und die wirtschaftliche Tätigkeiten ausübt, zu verringern und das Management im Umgang mit den Hochwassergefahren zu verbessern.
Die Umsetzung der Richtlinie ist insbesondere auch für die sturmflutgefährdeten Küstengebiete an der deutschen Nord- und Ostseeküste von großer Bedeutung: Insgesamt werden ca. 12.000 km² niedrig liegende Küstengebiete mit 2,4 Mio. Einwohnern durch Küstenschutzanlagen vor Sturmfluten geschützt. Für die Umsetzung der Richtlinie können für den Bereich des Hochwasserschutzes (im Binnenland) entwickelte Methoden nur bedingt angewandt werden. Dieses ist bedingt wesentlich durch:
- Die spezifischen Bedrohungen der Küste durch Sturmfluten, welche sich in ihrer Charakteristik deutlich von Binnenhochwässern unterscheiden (im wesentlichen relativ schneller Wasserspiegelanstieg bei zeitgleich auftretendem starken Seegang und im allgemeinen sehr schlechten Wetterbedingungen)
- erhebliche flächige Ausdehnung der Küstengebiete
- die vorhandenen Küstenschutzsysteme
- die Auswirkungen des Versagens der Anlagen sowohl im Hinblick auf die räumliche und zeitliche Entwicklung von Überflutungen als auch die zu erwartenden Schäden
Eine Übertragbarkeit von für den Binnenbereich entwickelten Methoden zur Erstellung von Hochwassergefahrenkarten, Hochwasserrisikokarten und Hochwasserrisikomanagementplänen und Schutzstrategien auf den Küstenbereich ist aufgrund der speziellen Randbedingungen (z. B. Belastungen durch kurzfristige Wasserstandsänderungen und Seegang, unterschiedliche Schutzsysteme, kürzere Vorwarnzeiten, Unwirksamkeit von Retentionsräumen, Salzwassereinfluss) nur in Teilen gegeben. Eine Entwicklung von küstenspezifischen Ansätzen ist deshalb erforderlich.
Über das Verbundprojekt HoRisK, welches von der RWTH Aachen, - Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, der Technischen Universität Hamburg-Harburg, Institut für Wasserbau und dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz durchgeführt wird, sollen weitergehende anwendungsorientierte Untersuchungen zur Durchführung von Schadens- und Risikoanalysen in den Küstengebieten der deutschen Nord- und Ostseeküste erfolgen, um die genannten Kenntnisdefizite gezielt zu bearbeiten.
Ziel der im Vorhaben geplanten Untersuchungen ist die Ableitung von küstenschutz-bezogenen Ansätzen und Methoden für anwendungsorientierte Schadens- bzw. Risikoanalysen als Grundlage für die Erarbeitung von Hochwassergefahrenkarten, Hochwasserrisikokarten und Hochwasserrisikomanagementplänen. Grundlage für die Untersuchungen sollen soweit möglich verfügbare Datenbasen für den Küstenbereich bilden. Die entwickelten Ansätze und Methoden sollen am Beispiel ausgewählter typischer Küstenabschnitte in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern angewendet werden. Diese Methodik für eine Schadens- bzw. Risikoanalyse kann als eine wesentliche Grundlage für die Umsetzung der Hochwasserrichtlinie für die Küstenbereiche an der deutschen Nord- und Ostseeküste dienen.
Weitere Informationen: HoRisK
Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Peter Fröhle
Bearbeitung: Angelika Gruhn, Dörte Salecker
Laufzeit: 01.05.2010 - 31.12.2013