Das zweitplatzierte Forschungsprojekt der Universitäten Hamburg und Lübeck widmet sich dem tomographischen Bildgebungsverfahren „Magnetic-Particle-Imaging“. Mit ihm kann der Blutfluss in Gefäßen in Echtzeit dargestellt werden: Minimale Mengen von Nanopartikeln werden als Kontrastmittel genutzt und mit Hilfe unbedenklicher Magnetfelder angeregt. Dadurch geben die Partikel elektromagnetische Signale ab, aus denen dreidimensionale Bilder berechnet werden können.
Das Verfahren eröffnet die Möglichkeit, Gefäße ohne eine für Patientinnen und Patienten und Mitarbeitende potenziell gefährliche ionisierende Strahlung darzustellen. Die Arbeitsgruppen aus Hamburg und Lübeck kooperieren seit Jahren, um die Methode, die unter anderem in der Kardiologie und Onkologie eingesetzt werden könnte, noch genauer zu machen und ein Gerät zu entwickeln, das in der Diagnose beim Menschen eingesetzt werden kann.
„Die verwendeten Partikel sind unschädlich für den Patienten und das Verfahren ist sehr schnell“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Tobias Knopp, Leiter des Instituts für Biomedizinische Bildgebung in Hamburg. „Es ermöglicht die Darstellung des Gefäßsystems in Echtzeit, sodass Krankheiten wie Gefäßverengungen direkt sichtbar werden.“
Was bisher noch in Versuchen und Simulationen erprobt wurde, soll nun für den klinischen Einsatz vorbereitet werden; so soll zum Beispiel noch die Sensitivität der Messgeräte erhöht werden, um möglichst wenig Kontrastmittel einsetzen zu müssen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bereits eine hochsensitive Empfangsspule entwickelt. Mit der Prämie von 75.000 Euro des Wissenschaftspreises, der am 29.11.2018 vergeben wurde, soll die Erprobung der neuen Entwicklungen finanziert werden.
Die wissenschaftliche Auswahlkommission hebt besonders die Internationalität des zweiten Siegerprojekts hervor: Das interdisziplinär zusammengestellte Forschungsteam sei international sehr ausgewiesen. Das Projekt habe daher eine hohe weltweite Strahlkraft. Außerdem sei die Entwicklung und Weiterentwicklung des bildgebenden Verfahrens sehr innovativ und von hoher klinischer Bedeutung. „Magnetic-Particle-Imaging“ trage in sehr hohem Maße zur Wettbewerbsfähigkeit der norddeutschen Forschung im Bereich Lebenswissenschaften bei.
Bremens Wissenschaftssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt übergab die mit insgesamt 250.000 Euro dotierten Preise am 29.11.2018 im Rahmen eines Festakts im Haus Schütting in Bremen. Bei der Feier waren alle norddeutschen Wissenschaftsministerien hochrangig vertreten.
Dr. Eva Gümbel, Staatsrätin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Ich freue mich sehr, dass die Universität Hamburg gemeinsam mit der Universität zu Lübeck und der Technischen Universität Hamburg den zweiten Platz beim Norddeutschen Wissenschaftspreis gewonnen hat. Alle Preisträgerprojekte zeigen eindrücklich, auf welch‘ hohem Niveau in Norddeutschland Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen Lebenswissenschaften betreiben. Der Norddeutsche Wissenschaftspreis trägt dazu bei, dies in der Wissenschaftscommunity noch mehr herauszustellen.“
Der Preis wird von den Wissenschaftsministerinnen und –ministern der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, der Freien Hansestadt Bremen und der Freien und Hansestadt Hamburg gemeinsam vergeben. In diesem Jahr wurden zum sechsten Mal länderübergreifende Kooperationen in der Wissenschaft geehrt.
Der Wettbewerb 2018 war für den Bereich „Lebenswissenschaften“ ausgeschrieben. Gesucht wurden norddeutsche länderübergreifende Wissenschaftsprojekte in den Lebenswissenschaften, die sich durch wissenschaftliche Exzellenz auszeichnen und durch ihren wissenschaftlichen Ertrag einen Beitrag zur Stärkung und Wettbewerbsfähigkeit norddeutscher wissenschaftlicher Netzwerke leisten. Erstmals konnten auch innovative Projektideen eingereicht werden, die das Potenzial haben, einen Beitrag zur Stärkung und Wettbewerbsfähigkeit norddeutscher wissenschaftlicher Netzwerke zu leisten.