Für den „Tomografen in der Hosentasche“ hat die Jury den Ingenieur Matthias Gräser (2. vl) mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Mit der Arbeit „Human-sized Magnetic Particle Imaging (MPI) for Brain Applications“ wurde ein neuartiger medizinischer Tomograf entwickelt, mit dem Schlaganfälle detektiert und die Patienten nach der Therapie überwacht werden können. Er kann direkt auf der Intensivstation montiert und zum Patienten gebracht werden, so dass riskante Patiententransporte nicht erforderlich sind. Basis des Tomografen bildet ein tracerbasiertes Abbildungsverfahren, bei dem die Konzentration von superparamagnetischen Eisenoxid (SPIO)- Nanopartikeln gemessen wird. Diese werden dem Patienten intravenös verabreicht und ermöglichen die Darstellung des Gefäßsystems und der Organperfusion. In einem präklinischen Umfeld hat sich MPI bereits als sehr schnell erwiesen, zeigt eine gute räumliche Auflösung von unter einem Millimeter und ist hochempfindlich. Auch ischämische Schlaganfälle kann das MPI mit hoher Empfindlichkeit und hoher zeitlicher Auflösung im Mausmodell detektieren, wie präklinische Studien zeigen.
Das Haupthindernis für den Übergang von einer präklinischen Umgebung zur klinischen Anwendung und die Anwendung von MPI im menschlichen Maßstab war das Fehlen eines Bildgeräts, das groß genug ist, um den menschlichen Körper (ähnlich wie beim MRT oder CT) aufzunehmen. Gräser und Kollegen ist es gelungen, ein solches Gerät zu entwickeln. Es ist mit geringen technischen Anforderungen im klinischen Umfeld schnell und flexibel einsatzfähig. Damit können die häufig auftretenden Komplikationen nach einem Schlaganfall frühzeitiger erkannt und die Behandlung der Patienten verbessert werden.
Der Eugen Münch-Preis wird seit 2015 jährlich in den Kategorien „Versorgungsforschung“ und „Praktische Anwendung“ verliehen, die jeweils mit einem Preisgeld von 20.000 Euro dotiert sind. Ausgezeichnet werden innovative Arbeiten, die zu einer effizienteren und patientenorientierteren Gesundheitsversorgung beitragen können. Die Stiftung Münch wurde 2014 von dem Krankenhausmanager Eugen Münch ins Leben gerufen. Das Stiftungsziel ist es, allen Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Die Stiftung unterstützt Wissenschaft, Forschung und praxisnahe Arbeiten in der Gesundheitswirtschaft und fördert den nationalen und internationalen Austausch. Sie arbeitet unabhängig und stellt ihr Wissen öffentlich zur Verfügung.