Subjektkonstruktionen und digitale Kultur. Neue Subjektformen im Wechselspiel mit soziokulturellen Praktiken im Cyberspace (SKUDI)
- Leitung: Dr. Tanja Carstensen
- Mitarbeit: Prof. Dr. Gabriele Winker, Jana Ballenthien
- in Kooperation mit PD Dr. Raphael Beer (Universität Münster), Prof. DDr. Christina Schachtner (Universität Klagenfurt) und Prof. Dr. Heidi Schelhowe (Universität Bremen)
- gefördert von der Volkswagenstiftung
- Laufzeit: 2009-2012
- Projekt-Website: SKUDI
Mit den Informations- und Kommunikationstechnologien entstehen neue technisch-mediale Verhaltensschauplätze für soziokulturelle Praktiken wie Arbeiten, Kommunizieren, Lernen, Spielen, Gestalten, Reflektieren. Die erkenntnisleitende Fragestellung des Forschungsprojekts lautet:
Inwieweit sind in den genannten soziokulturellen Praktiken neue Subjektkonstruktionen angelegt, die bislang nicht gekannte Dimensionen menschlicher Existenz als wesentliche Elemente einer digitalen Kultur markieren?
Diese Frage soll am Beispiel folgender ausgewählter technisch-medialer Verhaltensschauplätze untersucht werden: webbasierte Erwerbsarbeit, kommunikative Öffentlichkeiten im Cyberspace, Lernen in der Interaktion mit technischen Artefakten. Um den Status der empirisch ermittelten Subjektkonstruktionen präzise bestimmen zu können, sollen diese mit Theoriediskursen über das Subjekt in Geschichte und Gegenwart verglichen werden. Diese Diskurse werden in einem der vier Teilprojekte aufgearbeitet. Die genannten soziokulturellen Praktiken bilden das Spektrum der Forschungsperspektiven, um Subjektkonstruktionen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren zunächst an getrennten Verhaltensschauplätzen und im Anschluss daran an einem übergreifenden virtuellen Verhaltensschauplatz wie Second Life oder Lively (Google) zu identifizieren. Die Auswertung erfolgt auf Grundlage der Grounded Theory. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Subjekte in und durch soziokulturelle Praktiken konstituieren im Sinne von Hannah Ahrendt, die schrieb, dass wir uns sprechend und handelnd in die Welt einschalten und dadurch nicht nur etwas, sondern immer auch uns selbst hervorbringen (Arendt 1960, 174 ff.). Wenn die soziokulturellen Praktiken von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Fokus der Untersuchung stehen, so deswegen, weil es sich um die erste Generation handelt, die potenziell von Kind auf mit Digitalen Medien konfrontiert war, weil der Anteil der Internetuser in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich hoch ist und weil sie zentrale Bedeutungsträger der gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaft sind.
Der Ansatz der Untersuchung ist insofern innovativ, als die soziokulturellen Praktiken an verschiedenen technisch-medialen Verhaltensschauplätzen und die darin angelegten Subjektkonstruktionen im Zusammenhang gedacht, analysiert und charakterisiert werden. Bislang wurden die o.g. soziokulturellen Praktiken lediglich teilweise und verstreut über verschiedene Studien hinweg untersucht; zu den Konsequenzen dieser Praktiken für die Subjektbildung und zur Qualität möglicher neuer Subjektkonstruktionen liegen weitgehend keine Forschungsergebnisse vor.
Ziel dieser Untersuchung ist es, ein Panorama digital gestützter Subjektkonstruktionen zu entwickeln, das der Gesellschaft insbesondere mit Blick auf die Bereiche Arbeit, Kommunikation und Bildung Informationen darüber liefert, mit welchen Subjektformen sie in Zukunft rechnen muss und wie sie sich darauf vorbereiten kann.