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Formen populärer Chemie-Literatur


Inhaltlich lässt sich populäre Chemie-Literatur in 3 Kategorien einteilen:

Chemie für Anfänger

Diese Einführungen richten sich an Kinder oder auch an Erwachsene und vermitteln eine Einführung in die Fachwissenschaft. Ihre inhaltliche Gliederung richtet sich häufig nach der Gliederung des Faches selbst, anfänglich aber auch nach den "alten Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde.

Die Entwicklung der physikalischen Chemie, häufig auch als allgemeine Chemie bezeichnet, prägt eine Reihe von "Einführungen in die Chemische Wissenschaft" nach 1890, deren Inhalt sich an der fachlichen Gliederung der physikalischen Chemie orientiert:

Interessant ist, dass zu dieser Zeit auch populäre Darstellungen von weiteren Einzelthemen und Teilgebieten der Chemie erscheinen:

Chemie im Alltag

In Bernals Sinne (12) versucht diese zweite Form populärer Chemie-Literatur, Chemie und Lebenswelt miteinander in Beziehung zu setzen. Die zeitlich-inhaltliche Entwicklung lässt sich bei dieser Form durch die Metapher "Von der Faszination zum Umweltproblem" beschreiben. Stand in frühen Darstellungen die Durchdringung des Alltags durch die Chemie im Vordergrund, beherrschen heute die negativen Auswirkungen der Chemie die Medien und auch die populäre Chemie-Literatur. Titel wie "Chemie im Kleiderschrank" und "Chemie im Büro" seien hier genannt.

In Allegorien zum Titel wird die Chemie hier noch als Göttin dargestellt, ebenso im Band 4: Die chemische Behandlung der Rohstoffe. Wie dieser betonen viele Titel um die Jahrhundertwende die wirtschaftliche Bedeutung der Chemie:

Populäre Literatur zum Thema "Chemie als Umweltproblem" ist in der Universitätsbibliothek der TU Hamburg-Harburg reichlich zu finden. Hier einige Beispiele:

Als treffendes Beispiel für die öffentliche Diskussion um die Chemie mag der Aufsatz von Hubert Markl in der Zeit Nr. 50 vom 6. Dezember 1991 (S.94) dienen: "Die Natürlichkeit der Chemie : über das moderne Misstrauen in die Chemie und die Sehnsucht nach sanfter Natürlichkeit". Den 2 Wochen später in der Zeit veröffentlichten Leserbriefen ist aus meiner Sicht wenig hinzuzufügen. (13)

Experimentierbücher

Experimentierbücher können auf eine lange Tradition zurückblicken. So schreibt der Chemiker und Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald (1853-1932) in seiner Autobiographie:

"Das Glück wollte mir diesmal besonders wohl, denn ich erlangte ein Exemplar der "Schule der Chemie" von Stöckhardt, dem verdienten Ackerbauchemiker. Es war sehr zerlesen und bestand nur aus den auseinanderfallenden Blättern. Ich lernte es aber bald als den grössten Schatz hegen und pflegen, der mir bis dahin in die Hand gefallen war. Denn diese Schule der Chemie erwies sich als ein unterrichtliches Meisterwerk ... ...kam der Stöckhardt meiner Sehnsucht entgegen, alle die schönen Dinge, von denen ich las, selbst zu machen. (14)

Vermutlich aus diesem Grund gab Ostwald seiner eigenen populären Einführung in die Chemie den gleichen Titel.

Im Vorwort seines Buches beschrieb Stöckhardt das "Experiment als Hauptsache". Die Auswahl der Experimente erfolgte nach folgenden Prinzipien:

  1. "Die Experimente müssen einfach und gefahrlos sein.
  2. Die Experimente müssen die Basis, das Fachwerk bilden für die Theorie.
  3. Die Experimente müssen vorzüglich mit bekannten Körpern angestellt werden und bekannte Erscheinungen erklären.
  4. Die Experimente müssen in natürlicher Reihenfolge vom Bekannten zum Unbekannten aufsteigen."
Diese Prinzipien und die Experimentierbücher haben sich bis heute erhalten. Die Bücher werden oft ergänzt durch Chemie-Experimentierkästen, irgendwann einmal der Weihnachtswunsch eines jeden Kindes.


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