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Anfänge populärer Chemie-Literatur

Ein frühes Beispiel populärer Chemie bilden die "Conservations of chemistry" von Mistress Marcet.

In Form eines "Salon-Gespräches" werden durch eine wissende Mrs. B. zwei junge Mädchen, Emily und Caroline, in die Chemie eingeführt. Der Buchbinderlehrling Michäl Faraday, später berühmter Physiker und Chemiker, wurde u.a. durch dieses Buch zur Chemie geführt. Er schreibt:

"Im Alter von 13 Jahren trat ich in das Geschäft eines Buchhändlers und Buchbinders ein, im Jahre 1804, und dort blieb ich acht Jahre lang, und während der meisten Zeit habe ich Bücher eingebunden. Es waren diese Bücher, die ich in den Stunden nach meiner Arbeit las, die mich zu meiner Wissenschaft führten ... Wenn ich Mrs. Marcets Buch durch so kleine Experimente, wie ich dazu Mittel führen konnte, um sie zu erproben, befragte, und es den Tatsachen entsprechend fand, so wie ich diese verstehen konnte, dann fühlte ich, dass ich an einem Anker im chemischen Wissen Halt gefunden hatte..." (9)

Neben der Dialogform bilden die Briefform und die Erzählung wichtige Spielarten populärer Literatur, die sich bis in unser Jahrhundert erhalten haben. (10) Die "Chemischen Briefe" von Liebig sind zuerst als Artikel in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erschienen:

Friedrich Wöhler schreibt über diese in der englischen Übersetzung "Familiar Letters" genannten Briefe:
"Noch nie ist der Welt klarer gezeigt worden, was Chemie ist, in welchem Zusammenhang sie mit den physiologischen Vorgängen in der lebenden Natur steht, in welchem Zusammenhang mit Medicin, Landwirthschaft, Industrie und Handel. Diese Beziehungen in so klarer Weise dargelegt zu haben, daß sie ein Kind verstehen kann, ist allein schon hinreichend, dieses Werk zu einen klassischen zu stempeln." (11)


Die Dialogform in der populären Chemie-Literatur findet sich weiterhin in den beiden folgenden Werken, Dialog zwischen Lehrer und Schüler in:

zwischen Laie und Professor in:

Als Beispiel für die Form der Erzählung in der populären Chemie-Literatur sei nur der Roman "Anilin" von A. Schenzinger erwähnt, der in der Zeit des Nationalsozialismus viele Neuauflagen erlebte, da er die Taten deutscher Wissenschaftler verherrlichte.

Richtet sich die Populärwissenschaft anfangs an den gebildeten Erwachsenen, kommen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Kinder und Jugendliche als Ansprechpartner hinzu, so z. B. in Michael Faraday's "Naturgeschichte einer Kerze", entstanden aus Weihnachtsvorlesungen für die Jugend im Dezember 1860 und Januar 1861. Diese, im Original "Lectures on the Chemical History of a Candle", beschreiben den Werdegang einer Kerze und behandeln dabei grundlegende Erkenntnisse der Chemie.

Die Entwicklung von Chemie und chemischer Industrie im Zuge der industriellen Revolution führte in der 2. Hälfte des letzten Jahrhundert und am Anfang dieses Jahrhunderts zu einer Flut von populären Chemie-Publikationen. Viele Bücher sind z.B. aus Vorträgen an Volkshochschulen entstanden. In den damals preiswerten Schriftenreihen, wie "Sammlung Göschen" und "Aus Natur und Geisteswelt", zeigen die vielen chemischen Titel, daß für die Chemie ein reges Interesse bestand.


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