Name, Vorname: Shojaei Khatouni, Sohrab
Nationalität: deutsch
Stadt, Land: Hamburg, Deutschland
Studiengang/Abschluss: M.Sc. Mechatronics (in 2 Monaten Dr.-Ing.)
Abschlussjahr: 2016
Arbeitgeber und Position: Gründer
Herr Khatouni, was war Ihre Motivation die TU Hamburg und dieses Studienfach zu wählen?
Ich war 9 Monate alt, als mein Vater sich auf die Reise nach Deutschland begab. Damals lebten wir noch im Iran. Nach ungefähr 3 Jahren war es soweit, meine Mutter, meine beiden Schwestern und ich durften nachkommen. Es gibt Schlüsselmomente im Leben, an die man sich bis ins Alter erinnert – der Flug nach Deutschland und die Ankunft in Deutschland, wo uns unser Vater erwartete, war ein solcher Moment. Die kommenden Jahre sind wir in den Sommerferien immer wieder zurück in den Iran geflogen, um die Familie zu besuchen. So kam es, dass ich von klein auf viele (emotionale) Berührungspunkte mit dem Feld der Luftfahrt hatte. Das Flugzeug war für mich „ein magisches Tor“ zu einer völlig anderen Welt, die ohne Flugzeug für uns nicht erreichbar gewesen wäre. Das hat mich geprägt und später habe ich mich nach einigen Recherchen für den Studiengang AIW mit der Vertiefung Flugzeugsystemtechnik entschieden.
Sie haben den Bachelor, Master und die Dissertation an der TU Hamburg gemacht, was gefällt Ihnen hier an der Ausbildung?
Ich strebe stets nach persönlichem Wachstum und Herausforderungen. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass jeder Einzelne sich solche Gelegenheiten erschaffen kann, empfand ich an der TU Hamburg eine besonders günstige Ausgangslage. Die anspruchsvollen Studiengänge und die Promotion boten mir kontinuierlich zahlreiche Möglichkeiten, sowohl persönlich als auch beruflich zu wachsen und mich weiterzuentwickeln.
Sie haben während Ihrer Promotion noch ein Zweitstudium der Humanmedizin aufgenommen, warum?
Das werde ich oft gefragt (lacht). Die Antwort auf diese Frage erschließt sich aus dem Thema meiner Ingenieurswissenschaftlichen Promotion. In dieser habe ich mich damit beschäftigt, ein Operationsinstrument für endovaskuläre (durch die Blutgefäße gehende) Operationen im Schädel zu entwickeln, welches Zustandsgrößen wie Druck und Temperatur erfasst und mittels KI Auswertungen der Operateurin zur Verfügung stellt. Dabei ist mir aufgefallen, wie wenig ich als Ingenieur eigentlich über die Anatomie des Menschen weiß: Weder, dass einer der Hauptarterienpaare die ins Gehirn führen, durch die Seitenfortsätze der Halswirbelsäule gehen, und auch nicht, dass Blutgefäße überhaupt durch knöcherne Strukturen führen können – eine Information, die für die Entwicklung eines Operationsinstruments essenziell ist. Ich erkannte, dass das Studium der Humanmedizin nicht ohne Grund sechs Jahre dauert und ich meine Wissenslücken nicht mit einem oder zwei Büchern schließen kann. Diese Entscheidung ist sechs Jahre her und ich bin mittlerweile im letzten Semester. Das Wissen aus dem Medizinstudium kam meiner Promotion zu Gute, welche ich mittlerweile abgegeben habe und in Kürze verteidige.
Und mit diesem Wissen haben Sie nochmal gegründet.
Ja, ich habe vor kurzem mit zwei Studienkollegen die Firma „NoscAi“ und eine zweite Firma „AVA Medical Clinics“ gegründet. Wir beschäftigen uns analog zu meinem Dissertationsthema mit dem Einsatz von Technologie (Algorithmen und KI) in der Medizin. Eine erste Praxis haben wir in der Geibelstraße in Hamburg Winterhude eröffnet, in der wir proaktiver Medizin praktizieren und viele Themen der „neuen/frühen Medizin“ oder auch Medizin 3.0 abdecken. Kurzgesagt verwenden wir die neuesten wissenschaftlichen Methoden (auch KI), um „altersbedingte“ degenerative Prozesse sehr früh zu diagnostizieren, weitestgehend rückgängig zu machen und diese im Anschluss zu verlangsamen. Es geht im Grunde darum, so lange wie möglich gesund und vital zu bleiben und die letzten Lebensdekaden (auf die wir alle wohl oder übel zusteuern) nicht zunehmend immobil und beeinträchtigt zu verbringen. Ich sehe in diesem Feld massives Potenzial.
Sie engagieren sich seit einigen Jahren als Alumni Chapter Präsident in Hamburg, warum machen Sie das und was möchten Sie erreichen?
Das Ehrenamt des Chapter Präsidenten hat mir immer sehr viel Freude bereitet, auch wenn ich durch zeitliche Restriktionen nicht so viel machen kann wie ich gerne würde. Rekrutiert wurde ich durch meinen Mentor und guten Freund Professor Andreas Liese. In der kommenden Zeit werde ich mich auf die Gründer-Alumni fokussieren, um hier Synergien zu schaffen.
Was würden Sie einen allwissenden Forscher aus der Zukunft fragen?
Wie ich sein Wissen erlangen und dieses der Welt und allen Menschen zugänglich machen kann.
Wenn Sie Präsident der TU Hamburg wären…
… würde ich ein massives Investment in den Forschungsbereich und die Lehre der KI tätigen.
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