Name, Vorname: Sibel Yasar
Nationalität: Deutsch
Stadt, Land: Hamburg, Deutschland
Studiengang, Abschluss: Informatik-Ingenieurwesen
Abschlussjahr: 2008
Arbeitgeber, Position: DESY Deutsches Elektronen-Synchrotron, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Frau Yasar, was war Ihre Motivation die TUHH und dieses Studienfach zu wählen?
Ich habe mit meinen Eltern und drei jüngeren Geschwistern in Harburg gelebt. Schon während der Schulzeit habe ich gemerkt, dass mir Naturwissenschaften Spaß machen und ich gut darin bin. Eines Tages sah ich einen Aushang für die Schüler-Computer-Tage an der TU Hamburg und habe mich dafür angemeldet. In den Sommerferien habe ich dann mit einem TU-Professor HTML Webseiten erstellt. Das hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich mich danach bei der Studienberatung informiert habe und mir hat gefallen, dass ich nach einem Informatikstudium anschließend so breit aufgestellt bin, dass ich in allen Branchen würde arbeiten können. Ich komme aus keiner Akademikerfamilie und habe als erste in der Familie studiert. Außerdem war der Frauenanteil sehr überschaubar, aber wir Frauen haben es alle geschafft.
Gab es in der Zeit an der TUHH ein unvergessliches Erlebnis oder besondere Erinnerungen?
Ich erinnere mich daran, als ich meine erste Prüfung bestanden habe: Der Druck und die Aufregung war groß, ich hörte ständig nur, dass irgendjemand nicht bestanden hatte und dachte mir, wenn ich diese Prüfung nicht bestehe, dann höre ich auf. Aber als ich sie dann bestanden habe, war ich motiviert weiter zu machen und die Sache durch zu ziehen.
Wie ging es nach Ihrem Studium weiter und was machen Sie nun?
Ich war anschließend erstmal in der Orientierungsphase, da ich während des Studiums gar keine Zeit hatte mir über meine Zukunft Gedanken zu machen. Und dann habe ich mich klassisch auf offene Positionen beworben. An der TU Hamburg habe ich noch zur Vorbereitung auf die Bewerbung ein Seminar beim Women Competence Center belegt und bin dann zum Vorstellungsgespräch beim DESY gegangen. Ich war so selbstbewusst nach diesem Seminar und habe klar meine Ziele, Wünsche und Bedingungen formuliert. Und so bin ich zum DESY gekommen. Ich habe zunächst sieben Jahre an der Mitentwicklung und Pflege der Datenbank für den European XFEL Beschleuniger in Hamburg gearbeitet. Nach Inbetriebnahme des XFELS habe ich den Fachbereich gewechselt und von 2016-2019 als die Verbindung zwischen der Scientific Computing Gruppe sowie der European Grid Infrastructure (EGI) agiert. (EGI ist ein internationaler Verband der Lösungen für fortschrittliche Datenverarbeitung und Datenanalyse in Forschung und Innovation bereitstellt.) Dabei habe ich weltweit Workshops für die wissenschaftliche dCache Datacloud (entwickelt im Jahre 2001 bei DESY) organisiert. Aktuell arbeite ich im technischen Support für einige Atlassian Tools. Atlassian ist ein Softwareanbieter für Softwarelösungen für Software-entwickler sowie Managementtools. Zudem habe ich mich regelmäßig in der Frauenförderung aktiv beteiligt sowie Schwerbehinderte und Gleichgestellte Kolleg:innen als Vertrauensperson unterstützt.
Was nutzen Sie aus dem Studium für Ihren Beruf?
Ich wurde gut auf meinen Beruf vorbereitet, sowohl fachlich als auch organi-satorisch, zum Beispiel in Bezug auf Zeitmanagement, Selbstdisziplin und Selbstorganisation. Das hat mir sehr geholfen und mich vorangebracht. Auch englisch war wichtig, sonst hätte ich den Job nicht bekommen. Ein bisschen mehr Praxisbezug wäre noch gut gewesen.
Was ist das Tollste an Ihrem Job?
Es gibt eine Art DESY Spirit. Es ist ein sehr kollegiales Miteinander und ich fühle mich hier als Teil einer Gemeinschaft. Es gibt viele Hilfsaktionen, zum Beispiel anlässlich der Flüchtlingskrise oder anderes und auch ein Bewusstsein seitens des Direktoriums, dass es neben der Forschung und Arbeit noch andere Dinge gibt, um die wir uns kümmern müssen und das finde ich richtig gut. Es ist schwierig, wenn man einmal hier ist, wieder wegzugehen, da hier wirklich eine tolle Atmosphäre herrscht.
Was würden Sie jungen Berufsanfängerinnen mit auf den Weg geben?
Dranbleiben! Immer an die Träume und Ziele glauben, sich nicht abschrecken lassen und trotzdem seinen Weg gehen. Traut euch, man bereut sonst später es nicht versucht zu haben. Und Niederlagen gehören dazu. Ich wurde mal zu Beginn des Studiums von zwei Kommilitonen ausgelacht, weil ich mich an der TU für das Informatikstudium angemeldet hatte. Eine Frau, die Informatik-Ingenieurwesen studiert? Im dritten Semester traf ich die beiden wieder. Beide hatten das Studium abgebrochen und ich war noch dabei. Das hat mir gezeigt, dass ich immer auf mich selbst und nicht auf andere hören sollte.
Ich würde gerne mal einen Tag tauschen mit …
… einer Superheldin, die den Kinderschutz weltweit in nur 24 Stunden zu einem zufriedenen Stand bringt und es keinen Handlungsbedarf mehr diesbezüglich gibt.
Was würden Sie einen allwissenden Forscher aus der Zukunft fragen?
Wie lange wir noch unsere Ressourcen auf der Erde nutzen können.
Wenn Sie Präsidentin der TUHH wären…
... wenn ich Präsidentin der TUHH wäre, würde ich einen bestimmten Teil des Budgets für die Förderung von Frauen bspw. in Form von Austauschpro-grammen bereitstellen. Insgesamt würde ich versuchen die Attraktivität der Ingenieurswissenschaften für Frauen zu erhöhen und insbesondere Frauen aus Dritte Welt Ländern die Chance geben an der TU studieren zu können.