Dafne Joel

Name, Vorname: Joel, Dafne
Nationalität: deutsch
Stadt, Land: Friedrichshafen, Deutschland
Studiengang/Abschluss: Dipl.-Ing. Bauingenieurwesen und Umwelttechnik
Abschlussjahr: 1998
Arbeitgeber und Position: Zeppelin Aviation & Industrial Servicec, General Managerin Geschäftsleitung

"Nutzt euer wertvolles Kapital!"

Warum haben Sie sich damals für dieses Studium an der TU Hamburg entschieden?
Als Abiturientin interessierte ich mich für sehr unterschiedliche Disziplinen, von mathematisch-naturwissenschaftlichen bis künstlerischen Themen. Dabei war mir Umweltschutz ein wichtiges Anliegen. Die meisten mir seinerzeit bekannten Studienfächer waren nur auf eine Disziplin ausgerichtet. Das Studienfach Bauingenieurwesen und Umwelttechnik war für mich die ideale Kombination aus naturwissenschaftlich-technischen, gestalterischen Anteilen und umwelttechnischen Aspekten.

Wie würden Sie den Charakter der TU Hamburg in drei Eigenschaften beschreiben?
Innovativ, familiär, offen.

Gab es während Ihrer Zeit an der TU ein für Sie unvergessliches Erlebnis?
Ganz besonders prägend war für mich mein Auslandssemester in der Karibik, wo ich aufgrund der damaligen Zusammenarbeit vom Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz mit dem Caribbean Environmental Health Institute meine Diplomarbeit zu einem umwelthygienischen Thema ausarbeiten durfte.

Wie ging es nach Ihrem Studium weiter?
Das Studium ging bei mir direkt in Familienplanung über, ich zog mit meinem Mann und unserem ersten Kind an den Bodensee. Beruflich hielt ich den Kontakt zum Institut und startete mit einer Episode wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit der ETH Zürich. Das gestaltete sich schwierig zu einer Zeit, in der der Begriff „remote“ arbeiten noch nicht existierte. Mein Mann war viel im Ausland unterwegs, daher lag meine Priorität zunächst darauf, verlässlich für die Kinder da zu sein. In dieser Zeit habe ich unter anderem freiberuflich technische Übersetzungen gemacht und mich stark ehrenamtlich engagiert.

Wie haben Sie Kontakt zu Ihrem jetzigen Arbeitgeber gefunden?
Angefangen hat es mit einer kuriosen Zufallsbekanntschaft. Als Qualitätsbeauftragte im Einkauf packte mich die Leidenschaft für das Thema Schweißtechnik. Ich entschied mich, nebenberuflich die Weiterbildung zum Schweißfachingenieur zu machen. Damit eröffnete sich für mich die Chance, die Verantwortung für die Luftfahrtherstellung bei Zeppelin zu übernehmen und mich zur Führungskraft weiterzuentwickeln. Nach einigen Jahren nahm ich das Angebot eines mittelständischen Unternehmens an, als Bereichsleiterin für den Luftfahrtmarkt und Mitglied der Geschäftsleitung meinen nächsten Karriereschritt zu gehen. Später kehrte ich als General Manager für Aviation & Industrial Service zu Zeppelin zurück.

Welche Innovationen oder Entwicklungen haben Sie in Ihrem Unternehmen vorangetrieben?
Expertise, Weiterbildung und Personalentwicklung werden aus meiner Sicht zunehmend wichtiger. Vor diesem Hintergrund habe ich gemeinsam mit meinem Team die Gründung unserer vom Deutschen Verband für Schweißtechnik zugelassenen Bildungseinrichtung und Prüfstelle forciert. Ein weiteres meiner Herzensprojekte ist die Entwicklung und Validierung eines speziellen Schweißprozesses, der die Rettung von sensiblen hochwertigen Bauteilen ermöglicht und damit einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit der Luftfahrt leistet.

Sie sind Mitglied in der Geschäftsleitung in einer Branche, in der überwiegend Männer tätig sind. Was raten Sie jungen Frauen, die hier eine Karriere anstreben?
Ich erlebe höchst kompetente engagierte Frauen, die ihre Anerkennung aber mit wenig Nachdruck einfordern. Dabei sind sie oft qualifizierter als ihre männlichen Kollegen. Ich würde ihnen raten: Glaubt an Euch! Habt den Mut, Verantwortung zu übernehmen, Chancen zu suchen und zu ergreifen. Nutzt das wertvolle Kapital, das Ihr habt.

Auch 25 Jahre nach Ihrem Abschluss nehmen Sie regelmäßig an Alumni-Veranstaltungen teil, welche Vorteile sehen Sie in solch einem Netzwerk?
Das Studium an der TU verbindet uns, dennoch haben wir erstaunlich unterschiedliche Werdegänge. Die große Diversität erweitert den Horizont ungemein. Der Austausch mit anderen Alumni ist inspirierend, bereichert immer wieder mit neuen Einblicken. Manches Mal können wir uns mit unseren unterschiedlichen Erfahrungen, Kenntnissen und Verbindungen gegenseitig unterstützen.

Was würden Sie einen allwissenden Forscher aus der Zukunft fragen?
Da hätte ich viele Fragen. Wie können Industrie und Wissenschaft zu einer besseren Welt beitragen? Wie können wir KI für mehr Chancengleichheit und den Erhalt der Vielfalt einsetzen? Welche Technologien können uns dabei helfen? Die zentrale Frage: Wie die Menschheit nachhaltig im Einklang mit sich und der Umwelt auf der Erde existieren kann.

Wenn Sie Präsident der TU Hamburg wären …
… würde ich den praktischen Anteil erhöhen, die Industrie mit Forschungsprojekten in die Lehre mit einbinden, Auslandssemester erleichtern, beispielsweise durch die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und interdisziplinäre Angebote machen, auch für technikfremde Themen. Die Absolventen der Zukunft sollten für das Berufsleben angesichts wachsender digitaler Medien neben einem hohen ethischen Bewusstsein mit weiteren starken Soft Skills wie Teamgeist und Kommunikationsstärke gerüstet sein.