Der Historiker blickt heute auf eine über dreihundertjährige Geschichte dieser Form wissenschaftlicher Literatur zurück. Während zur Entstehung und Frühgeschichte der Zeitschrift umfangreiche Literatur erschienen ist, (Z.B. Kronick, David A.: A history of scientific and technical periodicals (1665-1790). 2. ed. Metuchin, N.J.: Scarecrow Press, 1976.) fehlt augenblicklich noch "eine zureichende Geschichte des gesamten wissenschaftlichen Zeitschriftenwesens" (Fabian, Bernhard: Buch, Bibliothek und geisteswissenschaftliche Forschung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1983. S.337, Anm. 4. Zu nennen wäre: Houghton, Bernhard: Scientific periodicals. London: Clive Bingley, 1975.; The Scientific Journal. London: Aslib, 1979.)
1665 erschienen die beiden ersten Zeitschriften, das "Journal des Scavants" in Paris und die "Philosophical Transactions" der Royal Society of London. Beide waren, wie die meisten der ersten Zeitschriften naturwissenschaftliche Zeitschriften oder Zeitschriften allgemeinwissenschaftlichen Inhalts, die den Naturwissenschaften grossen Raum zustanden. Voraussetzungen für das Entstehen von Zeitschriften waren technische Möglichkeiten, Informationen rasch, gezielt und billig zu verbreiten, eine grössere Anzahl interessierter sachkundiger Leser sowie eine Fülle wichtiger, aktueller Informationen, deren schnelle Veröffentlichung geboten schien (Dreihundert Jahre naturwissenschaftlich-technische Zeitschriften. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung, 1978. S.9.)
Das neue Druckmedium hatte grosse Bedeutung für die Entwicklung der Wissenschaften (Dann, Otto: Vom Journal des Scavants zur wissenschaftlichen Zeitschrift. In: Gelehrte Bücher vom Humanismus bis zur Gegenwart. Wiesbaden: Harrassowitz, 1983. S. 63-80). Die Publikation von gedruckten Zeitschriften bildete ein neues Medium für die Kommunikation der Wissenschaftler, die vorher hauptsächlich aus Besuchsreisen und Briefwechseln bestand. In ihr drückte sich ein wachsendes Selbstbewusstsein der Gelehrten und damit der Wissenschaft aus, denn die Diskussion wurde in die Öffentlichkeit verlagert. Die naturwissenschaftlich orientierten Gelehrten, die die ersten Zeitschriften gründeten, standen häufig ausserhalb der gelehrten Institutionen und klassischen Disziplinen. Es entstanden neue Organisationsformen, wie wissenschaftliche Gesellschaften, deren Zusammenhalt durch die Herausgabe von Zeitschriften gefestigt wurde. Dann sprach weiter von einer "innovatorischen Funktion der Zeitschrift für die Entwicklung der modernen Wissenschaft" (Dann, a.a.O., S.74). Die Zeitschrift hatte häufig eine wissenschaftsinstitutionalisierende, wenn nicht gar wissenschaftsbegründende Rolle gespielt. Auf jeden Fall war sie Indikator für den Fortschritt und beschleunigendes Element der Entwicklung.