V I S I O N wollen wir weiterhin die grundlegenden Ingenieurwissen- schaften auf Universitätsniveau anbieten. Überregional Studieninteressierten müssen wir weitere Gründe bieten, warum sie an die TU kommen sollten. Und welche wären das? Norddeutschland steht für die Energiewende und für erneu- erbare Energien. Und an der TU kann man Energietechnik studieren. Hamburg steht für Logistik, Hafen und Luftfahrt. Das können wir auch gut bewerben. Außerdem sind wir über Materialwissenschaften, Verfahrenstechnik und die Kooperationen mit DESY und der Uni Hamburg interna- tional sichtbar. Wenn wir uns hier weiter vertiefen, ist die TU gut aufgestellt. Das heißt, nach wie vor bieten wir mit den Bachelorstudiengängen Maschinenbau, Elektrotech- nik, Bauingenieurwesen und Verfahrenstechnik klassische Ingenieurwissenschaften an, die durch Informatik und Wirtschaftsingenieurwesen ergänzt werden. Aber zusätz- lich spezialisieren wir uns auf Energie- und Umwelttech- nik, auf Medizintechnik, Materialwissenschaften, Maritime Systeme, Logistik und Luftfahrt. Dies sind Themen, bei denen wir in Hamburg bereits sehr sichtbar sind und die ein starkes internationales Potenzial bieten. Müsste das Angebot an Studiengängen dafür nicht internationaler werden? Unbedingt. Im Master ist das in vielen Bereichen bereits umgesetzt. Da unsere Absolventen oft in multinationalen Firmen und Teams arbeiten, profitieren davon auch die deutschsprachigen Studierenden. Im Bachelor haben wir den Studiengang Engineering Science als ersten wirklich englischsprachigen Studiengang eingeführt. Profilbildend wurde Green Technologies etabliert, ebenso Data Science mit verschiedenen Vertiefungsrichtungen. Das Angebot run- det ein neu eingerichteter Wirtschaftsingenieurstudiengang im Bachelor ab, der sich auf Logistik und Mobilität konzen- triert. Dennoch müssen wir uns auch hier weiterentwickeln, auch, um unsere Forschungsfelder abzudecken, gerade im Bereich Aviation and Maritime. Mit dem Schiffbau besitzt die TU Hamburg ein Alleinstellungsmerkmal. Wir sollten überlegen, das auch international attraktiver zu gestalten. Nur ein Viertel der TU-Studierenden ist weiblich. Viel Potenzial, das gehoben werden kann. Wie wol- len Sie den Anteil weiblicher Studierender steigern? 3 2 Für Mädchen und junge Frauen spielt oft die Sinnhaftigkeit des Studiums eine große Rolle. Sie stellen Fragen nach dem Impact, welchen gesellschaftlichen Nutzen unsere Studien- gänge bieten. Das ist uns ohnehin sehr wichtig. Deshalb gilt es zu betonen, dass an der TU Hamburg Produkte entwickelt werden, die ressourcenschonend und recyclefähig sind, die neue Materialien verwenden. Und dafür gilt es, neue Technologien zu entwickeln. Wenn wir die Idee stärker nach außen tragen, dann können wir ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis erreichen. Ursprünglich war im ersten Teil des Wachstumskon- zepts von einem Ausbau der Studierendenzahlen von rund 7.500 auf 10.000 die Rede. Das ist derzeit kaum zu schaffen, da die Anfängerzahlen in Inge- nieurwissenschaften generell sinken. Ziel war mit der ersten Wachstumsphase auf 8.500 Studie- rende zu kommen. Es ist aber schwer, sie zu gewinnen. Auch unsere Kapazität wächst aus Gründen der Kostensteigerung nicht in dem Maße, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber die neu berufenen Professorinnen und Professoren kom- men jetzt, viele sind schon da, das führt zu höheren Kapa- zitäten. Und immerhin haben wir für das Wintersemester eine Zunahme von mindestens zehn bis 15 Prozent in den Anfängerzahlen gegenüber 2021/22. Das ist eine richtige Trendumkehr! Mit einem attraktiven Studienangebot kön- nen wir das halten und weiterentwickeln. Am Ende zählen die Absolventen, insbesondere Masterabschlüsse. Auch hier entwickeln wir die Studiengänge weiter. Die TU Hamburg ist für internationale Studierende sehr attraktiv, ein Aus- bau des Angebots für internationale Studierende kann die Studierendenzahl weiter erhöhen. Bis ein Studiengang ein- geführt und erste Absolventen die TU verlassen vergehen aber einige Jahre. Welche Rolle spielt die TU Hamburg künftig für den Wissenschaftsstandort Hamburg? Als TU Hamburg haben wir eine Sonderrolle unter den technischen Universitäten in Deutschland. Wir sind sehr komplementär zur Universität Hamburg aufgestellt, weil wir fast ausschließlich Ingenieurwissenschaften anbieten, das ist in anderen Städten anders. Für große Verbundpro- jekte sind wir daher auf Kooperationen mit anderen Dis- ziplinen angewiesen, seien es Wirtschaftswissenschaften, Ethik oder Naturwissenschaften. In Hamburg existieren die