M E N S C H E N zieren. Dafür wurde am Institut eigens ein Lebensmittellabor eingerichtet, in dem die geschmacklosen Aerogele mit Aromastoffen geimpft werden, um dann wie ein fast kalorienfreier Erd- beer- oder Orangenkeks zu scheinen. Nach dem Motto: Naschen ohne Sün- de. Ob als Süßigkeit oder Astronauten- nahrung, dem Forscherdrang sind im Labor keine Grenzen gesetzt. Im Auto- klav haben ihre Doktorandinnen und Doktoranden mal ein Ei getrocknet. Das ist seither ewig haltbar. Manche Idee der Mitarbeitenden hat sich be- reits ausgezahlt und mündete in einem Start-up. Das unterstützt Smirnova: „Unternehmensgründungen machen mich unglaublich stolz.“ Möchte Frauen ein Vorbild sein Zielstrebig hat die studierte Chemike- rin ihre Karriere im Eiltempo verfolgt. Mit 26 Jahren hatte sie ihren Doktor- titel in der Tasche. Danach Habilita- tion an der Uni Erlangen und 2008 kam die erst 32-jährige, frischgeba- ckene Professorin als Leiterin an das Institut für Verfahrenstechnik. Jetzt hat sie den nächsten Schritt auf der Karriere leiter erklommen: Seitdem Smirno va vor rund einem halben Jahr zur Vizepräsidentin Forschung an der TU Hamburg gewählt wurde, müssen ihre Mitarbeitenden einen Teil ihrer bisherigen Aufgaben übernehmen. Sonst wären nicht beide Jobs zusam- men zu schaffen, sagt sie. Und ihre Fa- milie, bleibt für sie genügend Zeit? „In Deutschland ist es für Frauen schwie- riger, Karriere zu machen. Wenn man bis spätabends arbeitet, braucht man Hilfe, da muss die Familie mitziehen. In meiner russischen Heimat ist das selbstverständlicher, Großeltern sind entzogen werden. „Das ist wie Gelatine, die man im Wasserbad aufgeweicht hat und die nicht mehr einschrumpft, wenn sie wieder trocknet. Wie setzen die Kapillarkräfte außer Kraft“, be- schreibt die Professorin die Behand- lung. Exemplarisch zeigt sie ein klei- nes, dickwandiges Glasröhrchen, in dem sich Kohlendioxid unter hohem Druck von 50 bar befindet. Der führt dazu, dass sich das Gas verflüssigt. Erwärmt man die Flüssigkeit in dem Röhrchen mit der Hand auf 31 Grad, wird der kritische Zustand erreicht – so wie auch im Autoklav. In der Ver- suchsanlage im Technikum wird im größeren Maßstab und mit Drücken von 100 bis 200 bar gearbeitet. „In einer Sektflasche sind 5 bar“, verdeut- licht Smirnova zum Vergleich. „Wir brauchen den Druck, um den überkri- tischen Zustand des Kohlendioxids zu erreichen. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Waschung, eine Extrak- tion, die zur Trocknung führt. Ähnlich wird Tee und Kaffee entkoffeiniert“. Ein Erdbeerkeks zum Dessert „Forschung macht einfach mehr Spaß, wenn man Stoffe sehen und anfassen kann. Deshalb bin ich bei den Aero- gelen geblieben, sie faszinieren mich noch nach 20 Jahren“, sagt Smirnova. Selbst forscht sie nicht mehr im La- bor, „aber wenn der Autoklav aufge- schraubt wird, bin ich gerne dabei und habe immer Herzklopfen“, lacht sie. Im Institut forschen sie weiter nach Stoffen, die sich für die Herstellung von Aerogelen eignen. Zellulose als nachwachsender Rohstoff kommt dabei genauso in Betracht wie einfa- che Stärke, um essbare Snacks aus Pro- teinen und Polysacchariden zu produ- 2 8 in die Erziehung einbezogen.“ Und so rät sie ihren Studierenden schon in der ersten Vorlesung: „Zerstreitet euch nie mit Eltern oder Großeltern. Ihr wer- det sie noch brauchen.“ Selbst hat die Forscherin zwei Söhne im Alter von 7 und 14 Jahren. „Ich mag es, wenn Kinder zu Hause toben.“ Sie sagt aber auch: „Hobbys, Sport oder Reisen mit Freunden sind momentan nicht mög- lich.“ Ein Verzicht, den sie gerne übt, weil er nicht von Dauer ist. „Ich weiß, die Zeit dafür kommt wieder.“ Strukturiertes Arbeiten hilft Ihre Zielstrebigkeit hat sich Smirnova im Elternhaus abgeguckt. „Meine El- tern waren genauso, mein Vater auch Professor.“ Sie mag es, strukturiert