(Kurzfassung)
Klaus D. Oberdieck (UB TU Braunschweig)
Die Finanzierung von Zeitschriftenabonnements stellt für alle Bibliotheken angesichts der Zunahme an Titeln, der Preisentwicklung und der Entwicklung der Erwerbungsetats gleichermaßen ein Problem dar. Insbesondere die Kostenentwicklung naturwissenschaftlicher Zeitschriften zwingt viele Bibliotheken zu einschneidenden Abbestellmaßnahmen.
Dem Problem der Zeitschriftenverteuerung kann durch Koordinierung der Zeitschriftenerwerbung auf Landesebene wirksam begegnet werden, wie die Schwerpunktbildung in den wissenschaftlichen Bibliotheken in NRW gezeigt hat. Im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) wird deshalb eine Zeitschriftenkoordinierung auf der Ebene der sieben beteiligten Bundesländer angestrebt. Im Herbst vergangenen Jahres ist hierzu bereits ein Modellentwurf vorgelegt worden, der vorsieht, daß insbesondere bei großen Fächern die Versorgung durch mindestens zwei Bibliotheken abgesichert werden soll. Mit diesem Modell könnte dem Fachreferat eine neue, verstärkte Bedeutung zukommen. Es wird nämlich durchaus für überlegenswert gehalten, daß innerhalb eines Faches die Koordinierung (Bestellung wie Abbestellung von Zeitschriften) auf der Ebene der Fachreferate der jeweiligen Schwerpunktbibliotheken erfolgt.
Die am Verbundrahmen orientierte Zeitschriftenkoordinierung unterstreicht die Bedeutung der elektronischen Dokumentenbestellung und -lieferung. Im GBV ist seit Herbst vergangenen Jahres die elektronische Bestellkomponente für den Endbenutzer Realität, und in den nächsten Monaten wird eine Lieferkomponente direkt an den Besteller ohne den Umweg einer vermittelnden Bibliothek realisiert werden.
Zeitschriftenkoordinierung auf Verbundebene und elektronische Dokumentenbestellung und -lieferung dürfen natürlich nicht zu unkritischem, hemmungslosen Abbestellen führen, denn es darf nicht vergessen werden, daß die elektronische Bestellung und Lieferung kostenpflichtig ist, auf die Benutzerinnen und Benutzer außerhalb einer Schwerpunktbibliothek also vermehrte finanzielle Belastungen zukommen. Auch wenn Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler gezielt nach Zeitschriftenliteratur recherchieren - auch das beiläufige Durchblättern von Zeitschriftenheften wird von kreativen Geistern gewünscht. Und aus der Ferne durchblättert es sich nicht so inspirierend in Schwerpunktbibliotheken - trotz online contents.
So komfortabel electronic journals gerade in diesem Zusammenhang sind, es steht doch zu befürchten, daß die entsprechenden Lizenzverträge neue Probleme mit sich bringen werden. Was wird, wenn die Papierversion zugunsten der online-Ausgabe eingestellt wird? Was wird, wenn der Lizenzvertrag für dieses Journal dann die Nutzung auf eine Universität beschränkt und damit den interlibrary loan unterbindet? Dann haben sich auch Erwerbungsabsprachen verbund- oder landesweit erübrigt. Vielleicht sollten die Verbünde oder eine Bibliothek Lizenznehmer stellvertretend für die teilnehmenden Bibliotheken werden.
Vielleicht sollte auch dem Fundraising, dem Einwerben von Drittmitteln, verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet werden, wie ein Beispiel aus Osnabrück zeigt. Hier wird durch Kooperation zwischen der Medizinischen Gesellschaft zu Osnabrück und der Universitätsbibliothek Osnabrück ein Lesezimmer in einer Kunstgalerie mit Café in der Osnabrücker Altstadt betrieben. Sponsoren ermöglichen dabei eine Reihe zusätzlicher Zeitschriften-Abonnements.