C A M P U S Hamburg,hatteneinengroßenEinfluss auf mich, da ich aus Medellín tropische Temperaturen gewohnt war. Dort sind meistumdie30Grad;wirdeskälter als20Grad,ziehenalledickeJacken an. Doch diese erste Phase habe ich längst überwunden. Die vielen neu- enEindrücke,dasKennenlernenvon StudierendenverschiedenerHerkunft und die daraus entstandenen Freund- schaften haben dazu beigetragen, dass ich mich in Deutschland immer wohler fühlte. Niemals hätte ich geahnt, was 2020nochaufunszukommt.Icher- innere mich daran, wie ich im Januar, während ich eine meiner letzten Ver- anstaltungen im Wintersemester be- suchte, die ersten Nachrichten über das Corona-Virus las. Schon da sah die Situation ernst aus, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so weitreichende Kon- sequenzen haben würde. Erst als sich Social Distancing und Quarantänemaß- nahmen auf der Welt verbreiteten und auch in Deutschland und hier auf dem Campusankamen,wurdemirbewusst, dass wir in historischen Zeiten leben. Ich wohne hier auf dem Campus in einem Studierenden-Appartement am NIT. In den ersten Tagen der Pande- mie fühlte es sich so an, als würde ich in einer Geisterstadt leben. Den Campus, der normalerweise mit Studierenden und Unimitarbeitenden gefüllt ist, so komplettverlassenzusehen,fühlte sichmerkwürdigundbedrückendan. AlltäglicheRoutinenwurdenüberden Haufen geworfen, während immer höhereFallzahlenbekanntgegeben wurden. Wir internationale Studieren- de machten uns große Sorgen um die Gesundheit unserer Familien zu Hause inunserenHerkunftsländern.Glück- licherweise sind die Studierenden, die im NIT-Gebäude leben, gut vernetzt undsokonntenwirunsindiesenunge- wöhnlichenZeitengegenseitigunter- stützen und Trost spenden. Als das Sommersemester startete und die Kurse und Vorlesungen nun alledigitalstattfanden,kamichlang- sam in der neuen Normalität an. Auch wennOnline-Veranstaltungenmeiner Meinung nach nicht genauso gut wie Präsenzveranstaltungen sind, so haben die TU Hamburg und das NIT das Best- möglicheausderSituationgemacht. Allehabensichwirklichsehrgutan die neuen Gegebenheiten angepasst. DerLehrbetriebliefquasistörungsfrei weiter. Es beruhigt mich, dass Deutsch- land im Vergleich zu vielen anderen LänderndieseKriseaußergewöhnlich gut bewältigt. Sogar in der Zeit, als sich das Virus auch hierzulande besonders schnell verbreitete, habe ich mich si- cher gefühlt und auf das deutsche Ge- sundheitssystem vertraut. Am Anfang schieninvielenlateinamerikanischen Ländern,darunterebenauchinKo- lumbien, die Verbreitung des Virus mithilfe der Quarantänemaßnahmen unterKontrollezusein.Leiderhatsich dieserEindruckindenletztenMonaten nicht bewahrheitet und die Fallzahlen steigenwiederrasant.Esistnichtklar, wiesichdieDingedortentwickelnwer- den. Das ist schlimm für mich. Ichhoffe,dassdieseKrisedazu führt, dass wir uns als Gesellschaft wei- terentwickeln.Eswäretoll,wennwir diesen globalen Notstand dazu nutzen würden,darübernachzudenken,inwas für einer Gesellschaft wir leben und wasfüreineWeltwirdenzukünftigen Generationen überlassen wollen. Nur wenn wir aus dieser Krise lernen, wird unseinevielversprechendeZukunft bevorstehen.“ 2 9 „Während ich diese Zeile schreibe, liegen fast zwei Jahre an der TU Ham- burg hinter mir. Allerdings fühlt es sich so an, als wäre schon deutlich mehr Zeit vergangen. Vielleicht liegt das an den vielen neuen Erfahrungen, die ich in diesen Monaten gemacht habe. Meinen Master in Hamburg zu beginnen, war keineleichteEntscheidung:Ichmusste meinenJobinMedellínkündigenund mich von meiner Familie und meinen Freunden verabschieden. All das habe ichinderHoffnungaufeinebessere AusbildungundneueberuflicheChan- cengetan.Eswarschwer,aberdefinitiv die richtige Entscheidung. Mein erstes Jahr in Deutschland war in vielerlei Hinsicht eine Heraus- forderung. Zum einen haben mich das Arbeitspensum im Studium gefordert. Alles zu bewältigen, gelang mir nur miteinemstraffenZeitmanagement. Zum anderen musste ich mich in eine fremde Kultur mit anderen Bräuchen undeinervölligneuenUmgebungein- finden.DieerstenzweiSemesterhat- tenvieleHöhenundTiefen,ichhatte Heimweh und sorgte mich, ob ich alles schaffenwürde.Besondersdiekleinen Dinge, wie das wechselhafte Wetter in